RE: Von Wölfen und Jägern - 8

Gabrielle kann es nicht hören aber spüren. Irgendetwas in ihr erzeugt ein Bild in ihrem Geist. Jemand antwortet mit ebenso lauten Geheul. Sie kennt das Gesicht des Mannes, des Rüden. Auch wenn er in menschlicher Gestalt ist. Octavian.

Das Schiff der Dunwaller ist ausgelaufen. Was auch immer die Soldaten des Grafen di Conti versucht haben mögen. Doch an der Anlegestelle des dunwaller Kreuzers wurde ein Paket hinterlassen. Ein Hafenarbeiter hält es in Händen. Bei Eintreffen der gräflich Garde geht dieser auf die Knie und übergibt das Paket.

Sie nickt zufrieden. Er scheint in Sicherheit zu sein. Langsam trollt sie sich in Richtung Wald.

Es befindet sich ein Brief mit dem kaiserlichen Dunwaller Wappen und ein kleineres, in Leder gewickeltes Päckchen.

Gabrielle hat es sich anders überlegt und ist in großem Bogen zurück in die Stadt. Sie streift durch die Gassen, ziellos und nimmt alles in sich auf.

Sie kommt am Schluß wieder am Hafen an. Schließlich fasst sie einen Entschluss. Bei den Schaffen frägt sie sich durch wer in Richtung Dunwall ausläuft und heuert letztendlich bei einem an das in die Richtung fährt.

Das Schiff hat hauptsächlich Güter wie Schwefel, Kohle, Metallerze und Silber geladen. Bereits auf den ersten Seemeilen kann Gabrielle viele Gerüchte und Geschichten über Dunwall hören. Erzählungen über die Religion des Gottkaisers und dass die herrschende Kaiserin Anna I. In direkter Linie von diesem abstammen soll. Dass Magie dort ausschließlich in staatlich kontrollierten Orten existiert. Dass Ketzer schonungslos vernichtet werden. Vor allem aber heben die Matrosen hervor, dass es Dunwall, wohl als einziges bekanntes Land geschafft hat, alles Nichtmenschliche in ihren Grenzen auszurotten. Dort gibt es keine übernatürlichen Gefahren. Dennoch haben viele Matrosen Angst vor Dunwall. Besonders die Quarantäne, die vor jeder Einreise zu überstehen ist. Die Männer erzählen von Menschen in lang geschnittenen Militäruniformen, Masken verdecken ihre Gesichter, und jeder muss sich deren Blick stellen. Es soll vorgekommen sein, dass manche nach dem prüfenden Blicken nie mehr gesehen waren. Auch dass dies alles nicht auf dem Land der Hauptinsel stattfindet, sondern auf einer vorgelagerten Insel.

Gabrielle hört immer aufmerksam zu, gibt aber selbst nicht viel von sich Preis. Sie war wortkarg von Anfang an, still und ruhig. Doch in den Momenten die sie allein ist macht sie sich ihre Gedanken. Wird Oktavian überleben? Ist die Gabe des Alpha bei dessen zweiten Biss auf sie übergegangen? Hat auch Oktavian zumindest einen Teil davon abbekommen oder war der Biss zu kurz? Kann sie die Männer täuschen oder sollte sie anders handeln? Nach ein paar Nächten ist der Mond fast voll, sie verspürt leichten Hunger, kann sich aber beherrschen und hofft dass dies auch in den folgenden Nächten so sein wird.

Die Reise gen Südosten geht weiter. Auf den Flaggen der kreuzenden Schiffe ist immer öfter die goldene Sonne zu sehen. Auf Deck dieser kann Gabrielle manchmal flüchtig auch die beschriebenen Personen erkennen. In langen Militätmänteln und den Silbernen Masken, die eine Fratze zeigen.

Sie zeigt keine Nervosität, zuckt nicht zusammen und beobachtet neugierig.

Die Reise wird nur wenig fortgesetzt und die Küste Dunwalls ist am Horizont zu erkennen. Der Kurs des Schiffes wird von einem Dunwaller Kreuzer blockiert, welcher Flaggen Zeichen gibt. Der Kapitän von Gabrielles Schiff lässt die Segel raffen und den Anker zu Wasser. Er wendet sich an die an Deck versammelten Passagiere und weißt alle an, die folgenden Worte weiter zu tragen. "Wir werden nun dunwaller Hoheitsgebiet befahren. Die Flaggen zeigen uns, dass nun alle Nichtmenschen und Magiebegabte ihre Berechtigungsdokumente bereit halten sollen. Bei Missachtung der Anordnungen wird der Jedermannsorden Dunwalls diejenigen zur Rechenschaft ziehen." Er hat diese Worte offensichtlich bereits häufiger gesprochen.

Wenn der Statthalter den Brief ließt, kann er folgendes lesen. "An den Statthalter des Grafen von Verdunz, Don Nicollo di Conti. Im Namen Ihrer kaiserlichen Majestät Anna I von Dunwall grüßt die Einheit der Roten Streifen Dunwalls den Empfänger dieser Nachricht. Wiltona wurde in den letzten Tagen von einer Plage befreit. In Eurer Stadt und dem Umland wurden wir eines Werwolfrudels samt Alpha gewahr. Diese Bedrohung ist nun durch unsere Hände gebannt worden. Im beiliegenden Paket befinden sich die Fangzähne von acht Lykanthropen zum Beweis. Die Roten Streifen und Kaiserin Anna I erwarten einen Ausgleich der durchgeführten Säuberungen, zu denen die Wachmannschaft Wiltonas nicht selbst fähig war. Als Begleichung wird in Höhe des Gewichtes eines durchschnittlichen Werwolfs in seiner humanen Form in Silber erwartet. Zudem wird ein Mitglied unserer Einheit vermisst. Solltet Ihr diesbezüglich Informationen haben, werden auch diese erwartet. gez. Rote Streifen Dunwalls zum Trutze wider die Anderlinge!"

Gabrielle hört sich die Worte an. Dann geht sie kurz unter Deck zu ihrer Unterkunft, setzt sich auf die Kante einer Kiste und horcht tief in sich hinein. Es ist eine Art Meditation, beinah Trance die nur wenige Minuten dauert. Als sie die Augen wieder öffnet scheint sie wie verwandelt und ihre Augen schimmern blau. Alles an ihr ist menschlich, sogar der Duft ihrer Haut verrät sie nicht. Sie löst die Haare und geht wieder nach oben.