RE: Von Wölfen und Jägern - 14

Gabrielles Wahrnehmung ist noch immer verstärkt und so klingen die Glocken in ihren Ohren als ob sie daneben stehen würde. Instinktiv presst sie die Hände auf die Ohren. Als der letzte Schlag verstummt ist geht sie zum Fenster und sieht hinaus. In Gedanken sucht sie nach einem Anhaltspunkt wo Oktavian sein könnte, denn obwohl es hier gefährlich für Anderswesen ist ist sie sich sicher dass er noch am Leben ist.

Sie kann von ihrem Fenster aus die Frau, die eben noch vor ihrer Tür stand, erkennen. Der rote Stoffstreifen der um ihren Oberarm gebunden ist, weißt sie als Mitglied der Einheit aus, der auch Octavian angehört. Gabrielle kann sehen, wie sie durch das Tor marschiert, das aus dem Hafenbezirk führt. Die Wachen salutieren der Frau und lassen Sie durch. Auch die anderen Soldaten folgen. In den Armen tragen sie einen schwarzen Sack, indem sich offensichtlich ein Leichnam befindet.

Gabrielle ist unschlüssig was sie tun soll. Sollte sie der Frau folgen und nach Oktavian fragen? Brachte man sie dann in Verbindung mit dem was aus ihm geworden ist oder würde sie dann gar verdächtigt werden zu sein was er ist? Könnte sie auch dann noch alle täuschen oder würde sie die nächste in einem schwarzen Sack sein? Nachdenklich bleibt sie am Fenster stehen und starrt ins Leere.

Nicht viel Zeit vergeht, als es an Gabrielles Tür klopft. Seist die Wirtin. "Kindchen? Haste Hunger? Die Roten Streifen sin wieder wech. Hast es überstanden. "

Sie schrickt zusammen, so tief war sie in Gedanken versunken. "Was.. Wie bitte?" die Worte der Wirtin verklangen unregistriert.

"Ob Du n Hunger hast, wollt ich fragen. Die Streifen sin nu wieder wech. Wir hier sin das ja gewohnt. Du denk ich mal nich."

Gabrielle geht zur Tür und öffnet diese. Freundlich sieht sie die Frau an. "Nein danke, ich habe schon etwas gegessen. Und es stimmt, ich bin so etwas nicht gewohnt. Kommt das wirklich so oft vor?"

Die Wirtin sieht Gabrielle an und zuckt mit den Schultern. "Bei jedem fünften Schiff ausm Ausland schaffts irgendwie son Nichtmensch oder n Zauberfutzi sich reinzuschmuggln. Keenen Schimmer, wat die immer hier wolln. Aber die Streifen, die regln dat imma fix. Auch wenn ma inzwischn hier im Hafen ne neue Zuständige ham, seit die unsern früheren Hafenstreifen, so sag ich imma zu dem Zuständigen von den Rotstreifen, befördert ham.

Gabrielle nickt verstehend. "Ach.. Wer war denn der frühere Hafenstreifen?"

"Dat war mir eener Kindchen...heidewitzka...Von dem könnt ich Dir Geschichten erzähln. Natalís hieß der. Octavian Natalís. Dem seine Schwester is auch bei den Streifen. Aber beide sin nu wohl auf Jagdmissio im Ausland. Das dürfen nich viele...

"Oh... Oh wie gern würde ich ein paar Geschichten hören!" Gabriele tritt vor dir Tür und schließt diese hinter sich. "habt ihr ein wenig Zeit? Ich würde euch im Gegenzug natürlich was zu trinken spendieren.." Sie lächelt freundlich.

"Kindchen, Geschichten hab ich viele und Zeit genug. Aber spendier mA lieber den Gästen wat für die Kehlen. Ich bin ja Deine Wirtin und mich kostet mein eigener Schnapps nix. Willste mit in die Wirtsstube? Da hab ich auch lecker Blutwurst. Ganz frisch. Dann kannst wat zwischen die Kiemen haben und n paar Anekdoten hören."

"Ich komme gern mit und spender eine Runde. Aber essen will ich wirklich nichts Danke" Gabrielle geht mit in die Stube und setzt sich an die Theke, wo sie eine Lokalrunde bestellt.

Die Gäste jubeln aufgrund des Freibiers und einige Seeleute klopfen Gabrielle auf die Schulter, andere zwinkern ihr zu. Aber alle sind zufrieden. Die alte Wirtin steckt das Geld ein und wischt sich die Hände an der Schürze ab.
"Nu Kleines, was willst von Natalís Zwillingen hören?