RE: Von Wölfen und Jägern - 13

Die alte Wirtin schiebt ihren Kautabak im Mund von der einen Seite zur anderen. Ihre Zähne sind von dieser Angewohnheit braun verfärbt. "Das ist die Jedermannsglocke mein Kind. Die bedeutet dass das Hafenviertel gänzlich abgeschlossen wird und Ausgangssperre herrscht. Irgendetwas muss passiert sein, was den Jedermannsorden und somit wohl auch die Roten Streifen aufgescheucht hat. Meistens ist es ein Fehlalarm, aber sicher ist sicher. Stell dich mal auf eine Durchsuchung ein. Die Schänke und Gasthäuser werden meistens durchforstet.

Gabrielle nickt verstehend. "sind das dieselben die die Leute auf den Schiffen durchsuchen wenn sie ins Land kommen wollen? Da hätten wir ja sowas an Bord über uns ergehen lassen müssen.."

"Jaja Kindchen. Die mit den Masken. Aber die roten Streifen, das sind andre. Die Streifen sind diejenigen fürs Grobe. Bei denen wird nicht lang gefackelt."

Erneut nickt Gabrielle. "dann will ich mal auf mein Zimmer gehen. Wenn etwas ist oder ihr etwas in Erfahrung bringt dann lasst mich rufen." Sie nickt der Wirtin noch einmal zu und geht nach oben.

Es dauert nicht lange und Gabrielle kann das Klopfen an den Türen der benachbarten Häuser und gegebene Befehle hören. Wenn sie aus dem Fenster sieht, kann sie mehrere Gruppen von je drei Personen erkennen. In jeder Gruppe ist ein Maskenträger und zwei mit Roten Stoffstreifen an den Oberarmen. Zweitere sind schwer bewaffnet und mache von ihnen haben Tätowierungen in Form einer stilisierten Sonne um ein Auge. Nach einiger Zeit fällt ihr eine Frau mit eben jener Tätowierung in goldener Farbe auf. Die Frau starrt auf ihr Fenster.

Gabrielle zieht sich unauffällig in normalem Tempo zurück. Sie hat mittlerweile ihre Kleidung getauscht und ihre eigenen Sachen an. Die andere Kleidung hat sie in dem Feuer im Kamin verbrannt, wo sie restlos zu Asche geworden ist. Ihr Herz beginnt für kurze Zeit bis zum Hals zu schlagen, dann beruhigt sie sich wieder. Ihr bleibt nichts anderes übrig als auf ihre Tarnung zu vertrauen, ihre Gabe die sie vom Alpha bekommen hatte, an eine Flucht braucht sie nicht zu denken. Gabrielle setzt sich an den kleinen Tisch und beginnt in einem mitgebrachten Büchlein zu lesen.

Mittlerweile hämmert es auch an an die Tür ihrer Taverne. Sie kann die alte Wirtin hören wie sie mit den Leuten spricht. Dann hört sie wie jemand in schweren Stiefeln die Treppe nach oben geht.

Sie schließt für einen Moment die Augen, atmet tief ruhig ein und aus.

Wenig später hört sie das Klopfen an der Tür der Frau, welche sie als ihre erste Beute auserkoren hatte. Diese öffnet. Dann geht es schnell. Eine Schusswaffe wird gezogen und bereit gemacht. Ein Körper fällt zu Boden. Ein erstickter Schrei entflieht einer Kehle. Dann durchdringt der Lärm eines Schusses die Tavernenräume.

Gabrielle zuckt kurz zusammen als der Schuss fällt, dann springt sie reflexartig auf und wartet.

Im Anschluss hört man weitere Personen die Außentreppe nach oben steigen. Dann kurze gebellte Befehle. Schließlich wird der Leichnam der Frau nach unten getragen. Gabrielle kann hören wie sich die Frau der Roten Streifen ihrer Kammeroper nähert und letztendlich davor stehen bleibt.

Ihre feinen Sinne nehmen den blutgeruch wahr der von dem Leichnam ausgeht und es war ihr Glück dass sie vorher ihren Hunger an dem Hund gestillt hatte. So konnte sie dem Blutgeruch widerstehen und Mensch bleiben. Trotzdem bleibt sie stehen und ihr Körper ist angespannt, auf alles gefasst und bereit zu reagieren.

Gibt es weitere Probleme? Oder war die Hexe der einzige Nichtmensch?!" Kann man von einem Mann hören, der vor der Taverne steht und die Worte offenbar der Frau vor Gabrielles Kammer zuruft. Diese zögert einen Moment. Dann macht sie kehrt. "Nein. Sie war die einzige." Schließlich verlässt auch sie den Schlafkammerbereich.

Gabrielle hält die Luft an als sie die Frage hört und atmet erst wieder weiter als sie die sich entfernenden Schritte hört. Dann schüttelt sie sich als ob sie die ganze Anspannung so los werden könnte. Noch immer sträuben sich ihre Nackenhaare.

Wenig später hört man wieder die Glocken. Und man kann fast spüren, wie durch die Menschen des Hafenviertels ein Aufatmen geht. Die Tore werden langsam wieder nach oben gezogen und der Betrieb nimmt wieder seinen Lauf...