RE: Von Wölfen und Jägern - 12

Als sich die Tür hinter der Frau schließt entkommt Gabrielle ein leises knurren, kaum hörbar. Sie macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet wie ein Schatten zwischen den Häusern, Richtung der Gebäude wo sie eben waren. Wittern läuft sie an den Wänden entlang, auf der Suche nach leichtere wenn auch tierischer Beute, die ihr die Sicherheit gibt nicht gleich auf zu fliegen.

Sie kann finden was sie sucht. Als sie wieder in Richtung des Walfanghafens geht, sieht sie einen Hund der sich in einer kleinen Gasse über Fischabfall hermacht.

Vorsichtig sichert sie sich nach allen Seiten ab ob sie beobachtet wird. Alle ihre Sinne sind zum zerreissen gespannt, dann, als alles unauffällig ist und sich niemand in der Nähe befindet geht alles blitzschnell. Ihr Verwandlung, nun nicht mehr unterdrückt und ihr freien Lauf lassend, geschieht in wenigen Augenblicken und ehe der Hund reagieren kann und weiß wie ihm geschieht ist Gabrielle mit einem riesigen Satz bei ihm und schlägt ihre Zähne in dessen Hals.

Sie spürt das Knacken des Kehlkopfs und schon sprudelt das warme Blut des Tieres in ihren Mund. Der Hund war sofort tot.

Gabrielle gibt sich dem Rausch den das frische Blut in ihr auslöst kurz hin. Sie vergisst für ein paar Augenblicke wo sie ist, was sie tut und vor allem sie vergisst vorsichtig zu bleiben. Doch es währt nicht lange und sie sieht sich nach allen Seiten sichern um bevor sie auch den Rest aus dem Körper aussaugt und diesen dann sorgfältig unter den vielen umherstehenden Kisten versteckt. Ihre Verwandlung zurück in ihre menschliche Gestalt erfolgt in einem dunklen vor blicken geschützten Versteck.

Niemand scheint sie beobachtet zu haben. Doch plötzlich kann sie aus dem Augenwinkel einen kleinen Schatten sehen und Schritte die weglaufen.

Gabrielle lauscht noch kurz um die Richtung auszumachen. Dann springt sie auf das nächste Dach und folgt dem Schatten leise und lautlos witternd und geduckt über die Dächer bis sie sieht wer oder was es ist.

Es scheint sich um einen Jungen zu handeln. Er mag um die 9 Jahre alt sein und trägt einen Schuhputzkasten vor der Brust. Er läuft in Richtung der Hafenwache.

Gabrielle läuft schneller um vor den Jungen zu gelangen. Zwischen den Häusern springt sie in einer dunklen Ecke verborgen vor den blicken des Jungen auf den Boden des seitlichen Armes der Gasse. Beinah lautlos landet sie, sich nach allen Seiten witternd umsehend ob noch jemand in der Nähe ist.

Der Junge sieht sie panisch an. Immerhin ist sie noch halb Wolf und vor allem nackt. Dann beginnt er laut zu schreien. "Werwolf! !!!!!!!"

Der letzte Laut hat noch nicht vollständig seinen Mund verlassen als Gabrielle vorspringt und ihm blitzschnell das Genick bricht ohne dass der Junge noch einen Mucks von sich geben kann. Sie lässt den schlafen Körper fallen und bedauert kurz ihn so liegen lassen zu müssen ohne von ihm gekostet zu haben. Doch der Ruf des jungen verhalte bestimmt nicht in der Leere ohne dass ihn jemand gehört hätte und eine unmittelbare Flucht war mehr als angeraten. Sie verzieht sich wieder in die dunkle Ecke und flüchtet sich erneut auf die Dächer, immer darauf bedacht nicht gesehen zu werden und im Verborgenen zu bleiben. Auf ihrem Weg durch das Gewirr der Häuser kommt ihr das Trocknen der Wäsche an der frischen Luft von einigen Bewohnern sehr gelegen und sie klaut was sie nehmen kann. An einer uneinsehbaren Stelle verwandelt sie sich ausser Atem vollständig zurück in ihre menschliche Gestalt und kleidet sich mit dem an was passend ist. Dann sucht sie eine versteckte Möglichkeit wieder auf die Strasse zu kommen.

Von oben kann Gabrielle zusehen, wie mehrere Leute zusammenlaufen und den Leichnahm des Jungen finden.
Gemurmel wird lautomatisch und die Menschen sehen sich um. Doch Gabrielle kann ungesehen verschwinden. Da sie aber immernoch im Hafenviertel ist, bemerkt sie, wie die Unruhe auf den Straßen immer mehr zunimmt. Aus lauten Kehlen kann sie ein "Schließt die Tore zu den Nadeln Vierteln!" vernehmen. An anderer Stelle hört sie, dass der Jedermannsorden und die roten Streifen informiert wurden.
Als sie nach einer sicheren Gelegenheit sucht wieder auf die Straße zu kommen, kann sie sehen, wie an einer der Grenzen zwischen den Vierteln Dunwalls ein schweres Tor geschlossen wird.

Ihr wird klar dass sie sich beeilen muss wenn sie noch unbehelligt bis zur Schenke kommen will um ihr Gepäck zu holen. Sie spürte los, gleitet an geschützter Stelle von einem flachen Dach auf den Boden und geht unauffällig mit gemäßigtem Tempo Richtung Schenke.

Sie kann den tiefen dröhnenden Klang einer Glocke hören als sie sich auf den Weg macht. Die Straßen leeren sich bei diesem Ton. Offensichtlich bedeutet das Läuten, dass eine Art Ausgangssperre einberufen wird. In dem Gewirr von Menschen, die nach Hause eilen, gelingt es Gabrielle die Schänke zu erreichen. An deren Tür wartet die Wirtin mit dem Schlüssel in der Hand. "Schnell jetzt Mädchen! Ich muss zusperren!" Ruft sie Gabrielle entgegen.

Gabrielle schlüpft durch die Tür, die unmittelbar nach ihr abgeschlossen wird. Fragend sieht sie die Wirtin an. "Was ist denn los? Warum lauten die Glocken und warum eilt jeder nach Hause und versperrt sich?"