RE: Im Kerker von Chinnon.. - 7

"Nenn mir Namen und Orte. Jetzt....denn verraten hast du sie von Anfang an."

Ann blendet ihren Verstand aus, der ihr rät endlich die Antworten zu geben. Sie nimmt ihren ganzen verbleibenden Mut zusammen, öffnet die Augen und sieht ihn an. "Nein". Dann wartet sie was folgt, wissend dass es nur noch schlimmer werden kann und er die Antworten wenn auch später doch sicher bekommen wird. Sie weiß nicht, wie lange sie noch durchhält, hofft aber immer noch, dass vielleicht Rettung kommt bevor sie die Antworten gibt.

"Du wirst reden." Eine wuchtige Ohrfeigen erreicht Sie. Nicht durch die Wucht und der Schmerze treffen sie, sondern auch die Kälte. Sie sich einmal komplett duch die Wange durch bis zur anderen Seite ziehen. Es erschaudert sie bis ins Mark. Dann geht die Tür. " Er will euch sprechen Meister." Es war ihr als würden alle den Raum verlassen. Nur einer blieb. Der löste ihre Fesseln und Schliff sie daran in einen winzigen Raum in dem sie nur stehen konnte. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und der Schlüssel drehte sich knirschend im Schloss. Völlige Dunkelheit umgibt Ann.

Die Kälte und der Schmerz von der ohrfeige herrschen immer noch in Ann's Kopf,achten sie benommen, und so hatte sie sich ohne Gegenwehr wegschleifen und einsperren lassen. Erst als sie wieder denken kann wird ihr bewusst, dass dieser Raum fast wie ein Sarg war. Sie tastet um sich rum, doch egal wo sie auch hinfasst stößt sie entweder auf eine Wand oder an die Tür. Der Raum war so eng, dass sie es gerade einmal schaffte sich um die eigene Achse zu drehen. Hinsetzen oder sich gar erlauben sich hinzulegen könnte sie sich nicht.
Ann lehnt sich gegen die Wand. Die Dunkelheit machte ihr anfangs nichts aus, auch die Stille empfand sie als noch nicht schlimm.

Sie verliert in der Dunkelheit und Stille jedliches Gefühl für Zeit und Raum, das stehen wird unbequem. Sie versucht sich in eine andere Position zu bringen, doch die Enge erlaubt kaum Veränderung. Etwas später beginnen ihre Beine zu schmerzen, ein unangenehmes Ziehen in den Oberschenkeln und der Hüfte zeigt ihr, dass es anstrengend wird weiter stehen zu bleiben. Zudem hat sie erneut heftigen Durst, der Flüssigkeitsmangel ruft die ersten Krämpfe hervor und sie kann mangels Bewegungsfreiheit nicht dagegen wirken.

Die Zeit schreitet voran. Die Krämpfe in den Beinen, der Hüfte und auch im Rücken haben nachgelassen. Ann hat beinah kein Gefühl mehr in dem Beinen, sie lehnt kraftlos an einer Wand und stößt mit den Knien an die andere. Sie war müde, doch die Dunkelheit brachte ihr dieses Mal keinen Schlaf. Die Anstrengung und die vorangegangenen Folterungen fordern ihren Tribut, sie hört das eigene Blut in ihren Ohren rauschen, pulsierend und überlaut in der Stille und sie presst die Hände auf die Ohren. Doch damit wird der Raum nur noch enger, sie stößt an ihre Grenzen.
Sie versucht die Schwärze mit dem Augen zu durchdringen, doch so sehr sie sich auch anstrengt vielleicht einen kleinen Lichtpunkt zur Orientierung zu erhaschen.. Es bleibt ohne Erfolg. Langsam hat sie das Gefühl als ob der Raum immer kleiner werden würde.
Ann ruft sich selbst zur Ordnung, versucht erneut ihre Gedanken zu etwas Angenehmen zu lenken.. Zu einer Erinnerung.. Sich diese vor zu stellen. Es gelingt ihr mehr schlecht als recht. Ihre Angst wächst mit der verstreichenden Zeit.. Angst, dass die Tür aufgeht und sie erneut den Torturen unterzogen wird und andererseits die Angst, dass man sie hier drinnen vergessen hat, sie hier sterben lässt. Sie schluckt Dien aufkeimende Panik, atmet bewusst und tief aus und ein, kämpft dagegen an. Doch dieses tiefe Atmen hat den Nachteil, dass die ohnehin schon stickig Luft immer weniger zu werden schien.
Da... War da nicht eine Stimme? Sie lässt die Hände sinken, lauscht... Da.. Schon wieder.. Oder doch nicht?

Die Zeit scheint ewig zu sein. Ann hat immer wieder Stimmen gehört. Als sie dachte Miriams Stimme zu vernehmen war sie erleichtert und hoffte, dass sie die Tür öffnet. Doch nichts tat sich. Dann fiel ihr ein, dass ihr Peiniger ihr den Kopf von Miriam präsentiert hatte. Was war jetzt Wahrheit? Was sollte sie glauben? Sie lauscht erneut, doch ausser dem Rauschen in ihren Ohren das wieder lauter wurde und ihrem eigenen Atem hörte sie nichts mehr.
Wenig später war Ann so müde, dass sie trotz der unbequemen Stellung und den Schmerzen einnickt. Die immer schlechter werdende Luft in dem engen Raum hilft dabei. Sie bekommt Alpträume, durchlebt die Folterungen und sieht den Tod vieler Menschen für den sie verantwortlich war. Wieder und wieder durchlebt sie die erste Zeit in der anderen Zelle, dort wo die Ratten sie angeagt hatten. Sie vernimmt das Rascheln und Fiepen, spürt den Schmerz der nagenden Zähne und schreckt schreiend auf. Als sie nach den für sie realen Tieren schlagen will, stößt sie sich heftig den Kopf, Blut läuft über ihre Stirn, in ihre Augen. Sie schließt sie und sieht den toten Kopf Miriams, sieht wie dieser sich zu einer Fratze verzieht, sie anklagend aus den leeren Augehohlen anstarrt, den Mund zu einem schrillen Schrei formt, immer näher auf sie zu kommt. Ann ist nicht imstande die Bilder zu verdrängen. Selbst als sie Augen wieder öffnet sieht sie in der absoluten Finsternis dieselben Bilder, so real dass sie erneut versucht diese mit der Hand zu zerschlagen. Ann versucht sich gegen den herannahenden Kopf zu wehren, der den Mund geöffnet hat und immer größer wird bis er droht sie zu verschlingen. Sie schreit... Schreit aus Leibeskräften...hämmert mit dem Fäusten gegen die Wand und die Tür.. Bettelt und fleht, diese auf zu machen.
Anns Panik steigert sich, immer enger wirkt der Raum, die Wände verschieben sich in ihrem Geist um sie zu zerquetschen. Sie hat vollkommen die Kontrolle über ihre Gedanken verloren, eigenständig gaukelt ihr Geist ihr Bilder und Empfindungen vor. Die Luft wird immer dünner, sie kann nicht mehr richtig atmen. Schweiß überströmt stemmt sie sich gegen die Wände und hat das Gefühl zu ersticken.."lasst mich raus.." schluchzte sie"offnet die Tür! ".. Kreischend wiederholt sie diese Sätze.. Panisch.." Bitte... Bitte.. Lasst mich raus.. Sie verschlingen mich.. Öffnet... Aufmachen!.. " ungehört... Solange bis sie keine Kraft mehr hat und ihre Stimme zu einem heiseren Flüstern wird, das schließlich auch versiegt.

Ann lehnt schwer atmend und nach Luft ringend an der Wand. Niemand hat sie erhört, die Tür wurde nicht geöffnet.
Der Kopf Miriams war aus ihrem Blick verschwunden. Panisch sucht sie im Dunkeln danach, aus Angst dass sie erneut von ihm heimgesucht wird. Er taucht nicht wieder auf.
Stattdessen spürt sie wenig.. Oder war es schon viel? später.. heißen Atem in ihrem Genick. Etwas hechelt. Oder waren es mehrere? Sie glaubt den Geruch zu erkennen den sie wahrnimmt. Ann wagt nicht sich zu bewegen. Leises Knurren erfüllt ihr Ohr. Erneut bricht ihr der Schweiß aus, sie atmet ganz flach, sucht in der Schwärze nach der Ursache. Dann.. Ganz plötzlich sieht sie ihn.. Den großen dunklen Hund mit gefletschten Zähnen! Er springt.. Springt auf sie zu, Knurrend und geifernd, die Augen rotglühend und auf sie fixiert! Sie dreht sich zur Seite, hebt schützend einen Arm über den Kopf und stößt an der Decke des Raumes an. Erneut bekommt Ann einen Panikanfall. Sie drückt mit aller Gewalt gegen die Tür, die natürlich nicht nachgibt. Panisch beginnt sie mit ihren Fingern daran zu kratzen bis sie bluten, sucht Spalten im Holz, gräbt ihre nachgewachsenen Nägel hinein und zieht sich dabei Holzsplitter unter diese. Immer wieder dreht sie den Kopf, schluchzt und jammert angstvoll.. Der geifernde Hund immer noch in ihrem Rücken.. Näher kommend, lauernd..wie damals in der Höhle in der sie Zuflucht vor ihrem Entführer gesucht hatte. Erneut springt er auf sie zu, ist über ihr, schlägt seine Zähne in ihren Arm und das reisende Geräusch von Fleisch dringt in ihr Ohr. Sie schreit, wehrt sich und verletzt sich selbst am Arm wo sie glaubt, der Hund hätte sie erwischt um ihn abzuschütteln.

Ihre Bemühungenzu entkommen fruchten nicht. Zitternd lehnt Sie sich wieder an die Wand, drückt sich dagegen, den Kopf zur Seite gewandt und die Augen geschlossen. Doch es war egal ob sie die Augen offen oder zu hatte, die Schwärze blieb gleich... Die Enge blieb gleich, wurde immer erdrückender. Sie hob den Arm und stößt an, sie dreht sich zur Seite und stößt an, versucht sich in die Hocke zu begeben um den Boden zu erreichen und stößt auch hier an die Grenzen bevor ihre Finger diesen berühren konnten. Immer enger wurde es, ihr Atem immer panischer. Die Angst drohte sie zu erdrücken, senkte sich bleiern auf ihren Brustkorb und presst die Luft aus ihren Lungen. Je mehr sie sich anstrengt und nach Luft ringt, desto weniger füllt diese ihre Lungen. Ihre Kehle ist wie zugeschnürt.. Wie damals als sie erhängt wurde.. Sie spürt die Schlinge erneut um ihren Hals, spürt wie diese sich immer enger zuzog.. Japst nach Luft.. Und dieses Mal war da kein eingesetztes Röhrchen, das ihr das Atmen ermöglicht. Ann hebt die Hände an den Hals, begann diese Schlinge entfernen zu wollen, kratzt sich dabei blutige Striemen in die Haut. Ihre Augen weiten sich, ihre Stimme versagt als sie schreien will, der Mund ist komplett ausgetrocknet und ihre Zunge schwillt an.. Sie nässt sich ein und strampeln mit den Beinen.. Dann sackt sie soweit der Raum es zulässt zusammen..

Irgendwann öffnet man eine Lüftung und Ann bekommt wieder Luft.

Als Ann den kühlen frischen Luftzug im Unterbewusstsein wahrnimmt schnappt sie nach Luft..atmet wie eine Ertrinkende die Kälte ein, bis diese in ihren Lungen brennt. Sie richtet sich auf, sucht die Quelle wo diese Luft herkommt und atmet immer wieder tief und intensiv ein.

Irgendwann glaubte sie tuscheln und kleine Schritte zu hören. "Er hat gesagt sie gehört bestraft." "So eine schöne Frau.....ich finde nicht." "Aber wir dürfen nicht....." "Sie sind jetzt alle weg, sie sind auf der Jagd haben sie gesagt. Sie wollen töten haben sie gesagt. Sie auslöschen......" "Ja ja .....stimmt das wird dauern." "Sie kann uns dienen bis sie wieder da sind. " Darauf folgte ein kichern und dann dreht sich der Schlüssel und die Tür ging auf.

Geblendet vom plötzlichen Licht drückt sich Ann panisch mit vor die Augen gehobenem Arm an die Wand. Sie kann nicht erkennen wer oder was vor ihr steht. Doch denjenigen bietet sich ein Bild des Jammers. Von einer schönen Frau ist nichts mehr zu sehen. Narben zieren ihren Körper, Arm und Hals sind blutig. Ihre Fingerkuppen sind rohes Fleisch und ihre Nägel bis zur Hälfte abgebrochen. In ihrem bleichen Gesicht sind tiefe Furchen zu sehen, Anzeichen des Wahnsinns der an ihrem Geist nagt sind überall sichtbar.

"Komm mit." sagten die Stimmen und kleine Hände fassten ihre und zogen sie mit. "Hihihihi......guck mal." "Mhm... das bekommen wir wieder hin ganz schnell." Wieder kichern.

Ann nimmt den Arm vor den Augen weg. Auch in diesen kann man deutlich sehen dass sie kurz vor dem Wahnsinn ist. Sie selbst zweifelt an ihrem Verstand als sie die kleinen Wesen sieht und dachte daran, dass ihre Sinne ihr einen Streich spielen. Sie lässt sich wortlos wegführen.