RE: Der Rosenschrein - 37

"hm.. Ahja.." Er folgt dem Blick auf die Tinkturen. "da ist nichts magisch an den Flüssigkeiten. Ihr werdet mir vertrauen müssen oder es lassen." der Mann sieht Oktavian ruhig aus beinah schwarzen Augen an. Dann nimmt er in die eine Hand einen Schwamm den er mit genau abgezählten Tropfen tränkt und in die andere ein Beissholz. "ihr dürft wählen..."

Octavian nickt in Richtung des Beißholzes.

"Gut.." Der Mann nimmt einen frischen Becher vom Regal, füllt etwas Wasser ein und gibt ein klein wenig einer Flüssigkeit aus einem der Fläschchen auf dem Tisch dazu. Er hält ihn Oktavian hin. "Trinkt. Das wird die Schmerzen etwas erträglicher machen." Er wartet nicht ab ob sein Gast der Aufforderung folgt und beginnt das Blut um die Wunden mit sauberem abgekochtem Wasser abzuspülen.

Der Jäger nimmt den Becher und stellt ihn wieder ab. Er sieht dem Medicus bei seiner Arbeit zu. Den Revier hat er weiter bereit, das Beißholz zwischen den Zähnen.

Mit flinken Händen säubert er anschließendals erstes die stärker blutende Wunde. Er hakt zwei Windspreitzer ein und zieht diese auseinander, spült und tupft das immer wieder neu hervorquellende Blut weg bis er endlich die Quelle gefunden hat. Kleine Klemmzangen um das getroffene und zertrennte Gefäß beenden den Blutfluss. Immer wieder überprüft er mit einem Blick den Zustand seines Patienten. Er nimmt eine feine Nadel mit sehr dünnem Faden und beginnt das Gefäß nachdem er die Ränder mit einem Skalpell begradigt hat mit sehr feinen Stichen zusammen zu nähen. Als er fertig ist löst er die Zangen und nickt zufrieden als fast kein Blut mehr hervorsickert. Auch die zerfetzten Muskeln säubert er, näht was nötig ist und spült anschließend mit einer rötlichen brennenden Flüssigkeit die Wunde ordentlich aus, nicht ohne Oktavian genau zu beobachten. Dann verfährt er mit den Wundrändern ebenso und näht sie mit einem etwas dickeren Faden und kleinen Stichen von innen nach aussen zusammen. Dabei setzt er einen sehr dünnen hohlen Knochen der gründlichst ausgekocht wurde als Röhrchen in die Wunde so ein, dass Flüssigkeit aus dieser ablaufen kann. Erneut spült er als er fertig ist über die frische Narbe und verbindet diese vorsichtig. Dabei lässt er die Öffnung des eingesetzten Röhrchen frei.
Bei der leichteren Verletzung verfährt er ähnlich nur ohne dass er ein Gefäß zusammen flicken oder ein Knochenröhrchen einsetzen muss. Doch auch hier lässt er höchste Sorgfalt walten und am Schluss ist alles fein säuberlich vernäht und verbunden.

Der dunwaller Jäger sagt während der ganzen Behandlung kein Wort. Anfangs ist er erstaunt, ob der Fähigkeiten des Südländers. Ein Einheimischer hätte niemals eine solche Kenntnis an den Tag legen können. Das Beißholz knirscht immer wieder zwischen seinen Kiefern. Der Blutverlust lässt sein Gesicht blass werden und von Zeit zu Zeit muss er die Augen schließen und seine Oberschenkel und Waden verkrampfen, um nicht ohnmächtig zu werden. Aber er hält durch. Als der Mann endet sieht er zu den Verbänden und nickt zustimmend. Dennoch bleibt er sitzen. Ein Aufstehen würde seinen Kreislauf jetzt noch überlasten. "Ihr versteht euer Handwerk Meister....?"

"Ranjid..ja. Ich habe es von den Meistern des Faches in meinem Land gelernt. Bleibt sitzen. Ihr wart tapfer und seid wohl ähnliches gewohnt was die Narben an euch schließen lassen. Doch es war keine gute Arbeit die an euch geleistet wurde. Ihr kämpft gegen diese Kreaturen? Jagt sie?" während er redet reinigt er penibel genau seine Hände und legt die Instrumente nachdem er sie abgewaschen hat in kochendes Wasser dem scharfer alkoholischer Geruch entströmt.
Erneut nimmt er einen Becher, füllt ihn zur Hälfte mit Wasser und kippt ein Fläschchen mit Flüssigkeit hinein. Anschließend gibt er dem Ganzen noch vier Tropfen einer Phiole hinzu und drückt ihn Oktavian in die Hand. "Trinkt! Das wird euch helfen den Blutverlust aufzuholen und Euch etwas zu Kräften kommen lassen. Und dieses Mal lasse ich nicht zu dass ihr ihn ungeleert auf den Tisch stellt." Er stellt sich mit verschränkten Armen und einem Blick der zeigt was er meint vor Oktavian hin. Seine Hände sind feingliedrig und penibel gepflegt wie sein ganzes anderes Äußeres ebenfalls.

Diesmal trinkt er die ihm dargebotene Flüssigkeit in langsamen Zügen. "Das meiste wurde wurde von blutigen Feldscheren in der Fremde genäht. Zumindest die Stellen, die ich nicht selbst erreichte. Chirurgen wie ihr sind außerhalb meiner Heimat nur schwer zu finden." Sein Ton wirkt respektvoll.

Ranjid beugt den Kopf leicht zum Zeichen des Dankes. "ihr seht nicht gut aus. Ich hab getan was ich konnte. Den Rest musst ihr schaffen, doch wenn ihr euch nicht schont sehe ich keine Chance auf baldige Genesung. Ihr könnt gern ein paar Stunden hier in Ruhe schlafen. Keiner oder nichts kommt hier rein das nicht herein gebeten wird."

"Ich danke Euch Meister Ranjid. Aber ich habe in meiner Behausung noch Dinge vorzubereiten, die keinen Aufschub dulden. Wie viel schulde ich euch?"

Er sieht ihn bedauernd an, schüttelt leicht den Kopf. "Ihr werdet nicht einmal gut bei der Tür raus sein und man kann euch von der Gosse auflesen. Ich verlange nichts für meine Arbeit - aber ihr könnt gern etwas spenden. Annhes kümmert sich um Waisen und ist immer dankbar wenn sie etwas Unterstützung bekommt." Ranjid überprüft noch einmal die Verbände und den Abfluss der Wunde."Gut. Solltet ihr in zwei Tagen noch am Leben und im Ort sein dann kommt damit ich das Röhrchen entfernen kann. Sollte sich die Wunde entzünden und der Fluss nicht aufhören so spült über dieses Röhrchen die Wunde mit dieser Flüssigkeit aus. " Er stellt ein kleines Fläschchen vor ihm hin." Die Fäden können in vier bis fünf Tagen raus. Wechselt die Verbände regelmäßig jeden Tag aber achtet auf peinliche Sauberkeit wollt ihr keinen Wundbrand riskieren. Am liebsten wäre es mir ihr kommt zu mir mit allem. "

Er legt sich den Mantel über die rechte Schulter und nimmt somit verdeckt die Hand vom Griff der Waffe. "Ich danke euch Ranjid." Dann greift er in die Tasche und entnimmt eine Dunwaller Dukate, ein großes Goldstück mit darauf geprägter Sonne. "Dann gebt dies Anhess und sagt ihr meinen Dank." Mit diesen Worten legt er das Geldstück auf den Tisch. Dann steht er langsam auf. Der anfängliche Schwindel legt sich nach wenigen Minuten. Und er reicht dem Mann die Hand.

"zu danken ist meinerseits. Ihr seid sehr großzügig, das wird Annhes freuen. Ich wünsche euch alles Gute und eine rasche vollständige Genesung. Entfernt das Röhrchen spätestens in zwei Tagen und wenn ihr etwas braucht so kommt vorbei oder lässt es mich wissen." Er verbeugt sich leicht bei den ersten Worten. Dann geht er voraus zur Tür, schiebt den schweren Riegel zurück und öffnet sie einen Spalt um nach draußen zu sehen bevor er sie weiter aufmacht und sie Oktavian aufhält. Auch wenn er sich sicher ist dass dieser nicht bis zum Ende der Gasse kommen wird bevor seine Schwäche ihn übermannt. Erneut beugt er den Kopf zum Gruß. "Gehabt euch wohl und möge das Licht der Sonne euch leuchten auf den dunklen Pfaden der Schatten."

Octavian geht zwar langsamen, aber sicheren Schrittes die Gasse entlang. Beim Abschiedsgruß des Heiler bleibt er stehen und dreht sich erneut um. "Lux Triumphat! per ignis et gladium! Solltet ihr jemals unsere Dienste venötigen, seid Euch deren gewiss." Er fasst mit der rechten an die Hutkrempe. Dann setzt er seinen Weg fort.

Er geht langsam und die Knie sind ihm weich, gehorchen aber. Mit langen tiefen Atemzügen hält er seinen Kopf klar. Nach wenigen Minuten kommt er an seiner Tür an. Sie ist ungeöffnet. Er hält einige Momente inne dann schließt er sie auf und betritt die Hütte. Er lässt den Mantel fallen und wirft den Hut auf den Tisch. Auch die Schulterholster legt er ab und hängt sie, so gut es mit einem Arm möglich ist auf den Stuhl. Die restliche Glut schürt er mit drei trockenen Scheiten zu einen Feuer. Er friert. Dann legt er den Riegel vor und verschließt auch das Schloss. Ebenso legt er Riegel vor alle Fenster. Er setzt sich an den Tisch und zündet sich eine Zigarrette an. Auch ein Glas Whisky gönnt er sich. Der Mond ist tatsächlich nahe Neumond......Soll er es wagen?