RE: Der Rosenschrein - 35

Sie schlagen gefährlich nah an ihm vorbei rechts und links neben ihm ins Holz ein und bleiben zitternd stecken. Es tritt eine absolute Stile ein die nur durch das leise Wimmern der Frau unterbrochen wird. In seinen Ohren pfeift es.

Er konzentriert sich und sieht sich immer wieder aufmerksam um. Er nähert sich der Frau.

Ein leises aber schade frohes und grausames Lachen dringt an sein Ohr. Die Frau am Pfahl sieht ihn mit aufgerissenen und tränenvollen Augen hilfesuchend und flehend an.

Er ignoriert das Lachen und geht schnellen, aber aufmerksamen Schrittes auf sie zu. "Ich habe dich gewarnt alleine hier her zu kommen!" Dann sieht er die Frau an, wägt ab, wie er ihr am besten helfen kann, ohne sich selbst noch mehr in Gefahr zu bringen.

"bitte.. Hilf mir..Bring es zu Ende.. Bitte" fleht sie ihn an. Obwohl so wie sie steht keine Verletzung sichtbar ist tritt er in eine Blutlache die sich unter ihr gebildet hat.

"Nein." Er öffnet mit der freien linken seine Tasche und greift nach einem Säckchen. Mit den Zähnen öffnet er die Schlaufe und beginnt einen Salzkreis um die Frau zu ziehen. Er achtet darauf, weder sie nich das Blut zu berühren.

Noch bevor er den Salzkreis vervollständigt hat wird die Frau wie von einer unsichtbaren Hand gepackt und durch die Luft geschleudert. Sie schreit sich die Seele aus dem Leib und kracht an die gegenüberliegende Ständerkonstruktion dass man ihre Knochen brechen hört. Der Schrei endet mit einem Schlag. Zur gleichen Zeit wird die Tür von aussen zugeschlagen und der Riegel schiebt sich davor, von innen ist sie nicht mehr so leicht zu öffnen. Das was die Ursache für all das war bemächtigt sich des Körpers der armen Frau die trotz der Tortur noch nicht tot ist und erhebt sich vom Boden. In allen Ecken des Dachstuhl lodern Flammen auf und fressen sich durch das Holz. Mit wirren weissen Augen und irrem Lachen greift die Frau an.

Er weicht ihrem ersten Angriff aus und dreht sich wieder in ihre Richtung. Er Feuert den ersten Schuss ab. Das Projektil trifft sie mitten in die Brust. Das Großkalibrigen Silbergeschoss sollte ein großes Loch reißen. Er spannt den Hahn sofort wieder und nimmt einen sicheren Stand ein. Er gerät ob des Feuers nicht in Panik. In Gedanken geht er die geladenen Munitionstypen der anderen Schusswaffen durch. Silber, Eisen, Blei und Salz.

Blut spritzt aus der klaffenden Wunde und eine Druckwelle verteilt dieses im ganzen Raum. Diese ist so groß dass es Oktavian ein paar Schritte nach hinten drückt. Der zweite Angriff erfolgt unmittelbar danach. Mit ausgestreckten Händen die wie Klauen aussehen fliegt der Körper auf ihn zu. Die Flammen jedoch haben die oberen Balken erreicht, die Hitze wird unerträglich und Rauch behindert mittlerweile die Sicht.

Er weicht erneut aus, wenn aus diesesmal nur knapp, zu knapp. Er berührt einen der brennenden Balken. Sein wettergegerbter Mantel aber kann die Hitze noch einmal abschirmen. Er zieht sich das Tuch, dass er unter dem stählernen Halsschutz trägt über Mund und Nase. Er muss hier raus. Draußen ist ein besserer Ort um zu kämpfen. Er zieht mit der linken Hand einen der anderen Revolver aus einem Beinholster und steckt die Waffe in seiner Rechten zurück in den Schulterholster. Dann jagt er zwei schnelle Schüsse in das Schloss der Tür. Die Bleikugeln machen kurzen Prozess. Mit seiner Schulter rammt er die Tür. Diese fliegt auf und der Schwung lässt ihn beinahe die Treppe nach unten fallen. Er rollt sich ab, auch wenn er schmerzhaft auf einem Knie zu ruhen kommt. Er zieht, immernoch knieend nach oben.

Ein wahrer Funkensturm entsteht als er gegen den Balken kracht. Er schafft es keine Sekunde zu früh durch die Tür nach unten zu entfliehen. Die Wucht seines Aufpralls lässt den hell lodernden Balken einstürzen und nach und nach folgt der Dachstuhl. Wie ein Sog wirkt die offene Tür und Rauch und Funken ziehen nach unten. Brennende Teile folgen und auch die Decke die den Speicher vom Wohnraum trennt qualmt, Flammen fressen sich durch diese.
Der Körper der Frau schwebt über die Treppe nach unten in halbrecherischem Tempo auf ihn zu, eine Hacke in den Händen die wild um sich schlagen. Kreischen, Tosen, Fauchen, Knistern und Krachen .. alles mischt sich zu einem ohrenbetäubendem Lärm. Die Hitze überträgt sich nach unten.

Er versucht ihr erneut auszuweichen. Diesmal aber reicht seine Reaktion nicht ganz. Die Hacke streift ihn an der linken Schulter und mantel, Hamd, sowie Haut geben der Schärfe der Klinge nach. Er zieht scharf die Luft ein und sieht auf das Blut, dass sich langsam in den Stoff des Mantels ergießt. Dann nickt er dem Wesen fast anerkennend zu. Dennoch reißt er den Arm hoch und feuert ein Bleiprojektil auf sie ab. Dann greift er nach der Waffe, die mit rohem Eisen geladen ist. 'Geist oder Hexenwesen, jetzt entscheidet es sich' Geht es ihm durch den Kopf.

Erneut trifft seine Kugel, erneut wird ein Loch gerissen und der Körper zurückgeschleudert - jedoch nur für einen Moment. Ein hämisches Lachen erklingt. Mit neuem Schwung und neuem Anlauf saust er wieder auf Oktavian zu.

'Dann Salz....' mit diesem Gedanken zieht er die letzte Waffe. Deren Patronen sind mit Steinsalz bearbeitet. Er hat keine Zeit die mit Blei geladene Pistole zu holstern. Außerdem verbreitet sich langsam aber spürbar ein Kraftverlust seines verletzten Armes. Er feuert aus nächster Nähe auf dem Brustkorb des Angreifers. Sollte ein Geist oder ein ähnliches Wesen im Körper der Frau stecken, sollte es dieses Wesen schwächen oder teilweise paralysieren. Im letzten Moment weicht er aus. Aber wieder streift ihn eine der Klauen. Diesmal am linken Schulterblatt.

Währenddessen haben sich vor dem Haus die meisten Nachbarn die durch den Lärm und das Feuer aufgeschreckt wurden versammelt. Sie bilden Eimerketten und beginnen das Feuer einzudämmen und die Nachbarhäuser zu bewässern um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. In der Hektik fällt die Frau mit der über gezogenen Kapuze im grauen Umhang nicht auf die mit gesenktem Kopf und seitlich vorwärts gestreckten Händen leise murmelnd etwas entfernt vom Haus steht. Ihr Blick ist starr aus weiß - milchigen Augen. Bei jedem Treffer zuckt Sie zusammen und taumelt kurz. So auch jetzt als die letzte Kugel den Körper der Frau im Haus trifft. Sie verstummt augenblicklich, taumelt, kann sich nur noch knapp an einer Hauswand fangen und ihr Blick wird klar. Dann ergreift sie die Flucht.
Im Haus jedoch schleudert der Rückstoss des letzten Treffers den Körper an die Wand und dieser fällt kraft- und leblos auf den Boden. Alles andere das ebenfalls noch in der Luft war tut es ihm gleich. Das Feuer jedoch tost über seinem Kopf und scheint kurz an Kraft zuzunehmen bevor es plötzlich erlischt und alles in dichten Rauch hüllt.
Draußen sehen die Menschen erstaunt zum Haus und halten inne.