Die Hunde des Ordens - 2

"Und ich sage Dir, Hellfried, Großmeister Henry wusste genau, warum er uns hierher geschickt hat. Auch wenn die Ereignisse auf dem Fest eine unerwartete Wendung genommen haben, so war doch deutlich der Weg ersichtlich, den der EYNE für uns bereitet hat..."

Noch in der Nacht des Wiegenfestes hatten sich Hellfried und Rammbert auf den Weg gemacht, um die Gräfin einzuholen. Den Beiden kam es gar nicht in den Sinn, dass die Gräfin das Ihnen gegebene Wort brechen und nicht auf sie warten würde. Immerhin war es der Wille des EYNEN, dass die beiden Sergeanten der Templer des Hl. Cadorus zugegen waren, als es zu den Zwischenfällen während des Wiegenfestes kam. Dennoch taten sich die Beiden schwer, der Spur der Gräfin zu folgen. Da die Kunde vom Fest noch nicht bei der Bevölkerung verbreitet war, war es Ihnen zunächst leicht gefallen, den Weg der Gräfin nach Südmoringen zu verfolgen, doch als schon kurze Zeit später Boten die Nachricht vom Erlass des Herzogs brachten, wurde die Spur immer kälter.

Nach einiger Zeit erreichten die beiden Mitglieder des Ordens Südmoringen. Hier wurde der Rückhalt, den die Gräfin beim hiesigen Adel hat, deutlich spürbar, denn die Antworten zu Ihrem Verbleib wurden immer belangloser und ungenauer. Nur der Aufmerksamkeit eines aufrichtig ceridischen Bauern ist es zu verdanken, dass die beiden Hunde des Ordens die Spur nicht verloren haben.

Jetzt stehen die beiden Sergeanten vor dem vermeintlichen Unterschlupf der Gräfin, warten im Hof darauf, dass man Ihrer Gewahr wird. Als einer der Knechte misstrauisch auf die beiden Fremden zugeht, den Knüppel locker in der Hand, beginnt Hellfried zu sprechen:

"SEYN Auge weile über Euch. Wir sind Mitglieder des Ordens der Armen Ritter Cadori und auf der Suche nach Gräfin Elea. Sie erwartet uns..."

Der Knecht stuzt kurz, verbeugt sich dann und antwortet wie es sich gehört. "Zu allen Zeiten. Wenn die Gräfin euch ertwartet so hat sie uns davon leider nichts gesagt. Wenn ihr hier kurz warten würdet so werde ich bei meinem Vorgesetzten nachfragen"

"Tu das, guter Mann, aber tu es rasch. Wir sind müde von der Reise..." Hellfried betrachtet den Knecht mit einem strengen Blick, während er seine Handschuhe auszieht. Nachdem der Knecht ausser Hörweite ist, wendet sich Rammbert an Hellfried. "Hoffentlich ist sie wirklich hier. Ich hege wenig Verlangen, diese Suche noch weiter fortzusetzen. Das hat jetzt alles sowieso schon viel zu lange gedauert... wenn sie hier ist, müssen wir Anselm benachrichtigen, damit er entscheiden kann, welches weitere Vorgehen richtig ist."
"Du hast recht, sollte sie hier sein, muss sich einer von uns auf den Weg machen, und die anderen suchen... " Hellfried blickt bei diesen Worten wartend in die Richtung, in die der Knecht gegangen ist.

Elea sieht dem Boten in die Augen. Ihr Blick ist kalt, berechnend und lauernd. Ein zynisches Lächeln huscht über ihr Gesicht und sie greift nach dem Amulett das sie auf dem Fest gertragen hat und das nun vor ihr auf dem Tisch liegt. Mit einem tiefen Blick in den tropfenförmigen schillernden grünen Stein meint sie mit leiser Stimme auf die Frage des Boten "in die Heimat Etzels.."

Theo hingegen gibt dem Boten zu verstehen dass er sobald als möglich aufbrechen will.

Der Knecht im Hof entfernt sich eiligst und weist unterwegs eine Magd mit ein paar wenigen Worten an den beiden Herren doch etwas warmes zu trinken zu bringen. Diese kommt der Aufforderung so schnell es geht nach und steht schon nach wenigen Augenblicken mit zwei Bechern voll dampfender Flüssigkeit vor den Gästen.

Mit einem milden Lächeln auf den Lippen wendet sich Rammbert an die Magd: "Mein liebes Kind, Danke, aber wir haben Wasser bei uns. Das genügt." Damit wendet sich Rammbert wieder Hellfried zu und beginnt mit ihm ein belangloses Gespräch, während sie auf die Rückkehr des Knechts warten.

Währenddessen, einige Tagesritte entfernt, an der Westgrenze Alauvens. In einem Rasthaus an der Strasse haben die Mitbrüder von Hellfried und Rammbert unter Führung von Bruder Anselm ihr Lager aufgeschlagen. Sie sind lediglich zu dritt und waren mit einer anderen Aufgabe betraut. Als sich die Ordensbrüder getrennt hatten, wurde vereinbart, sich nach vollbrachter Aufgabe in jenem Gasthaus zu treffen. Hier warten nun die Brüder Anselm, Johannes und Theobald auf Nachricht von Hellfried und Rammbert.

Die Magd nickt und knickst. Dann verschwindet sie wieder mit den Bechern in der Hand und geht ihrer vorher begonnen Arbeit ein Hühnchen zu rupfen nach.

Der Knecht jedoch hat dem wachhabenen Soldaten Bescheid gegeben. Dieser eilt zur Gräfin und tritt nach kurzem Klopfen in das Zimmer in dem noch Theo und der Bote stehen. Reapektvoll wartet er bis er aufgefordert wird zu sprechen.

Elea nickt dem Soldaten zu und wendet sich noch einmal an den Boten. "Habt ihr sonst noch irgendwelche Fragen oder Aufträge? Wenn nicht so würde ich mich wieder meine Aufgaben widmen. Natürlich könnt ihr euren Proviant auffüllen lassen. Theo wird euch zeigen wo. Der Eyne möge seine Hand schützend über euch halten.."

Sie neigt kurz den Kopf zum Zeichen dass er entlassen ist. Theo verbeugt sich und bringt den Boten zur Tür.

Elea gibt dem Soldaten zu verstehen dass er ihr leise mitteilen soll was ihn zu ihr führt. Seine Mine ist besorgt als er ihr zuflüstert wer da im Hof wartet. Elea sieht erst nachdenklich und ernst zu Boden dann weist sie den Soldaten an die beiden Herren zu ihr zu führen.
In der Zwischenzeit siegelt sie ein Schreiben das sie schon bald nach der Ankunft hier aufgesetzt hat und das sie einem Boten mitgeben wollte. "Dann kann ich dieses gleich selbst überreichen.." murmelt sie leise dabei.

Der Soldat macht wie ihm aufgetragen. Er alarmiert zuerst drei weitere die sich als Wachen neben den Eingang postieren und tritt dann zu den beiden Herren im Hof.

Mit einer kruzen Verbeugung begrüßt er diese. "Meine Herren, mein Name ist Wilbert von Treben. Die Gräfin erwartet euch.. wenn ihr mir bitte folgen wollt"

Hellfried und Rammbert nicken dem Soldaten zu und stellen sich ebenfalls vor. "Es freut mich, dass diese Suche ein Ende hat..." Die beiden Sergeanten begleiten den Soldaten zur Gräfin. Mit einem kurzen Nicken richtet Rammbert das Wort an Gräfin Elea.

"Werte Gräfin, es freut mich, Euch bei guter Gesundheit anzutreffen, wie es scheint. Ich hoffe, Ihr erinnert Euch an mich. Ich bin Rammbert Mühlbach, dies ist mein Ordensbruder Hellfried Streitberg. Der Orden möchte Euch gerne zu den Vorkommnissen in Alauven bedragen, vor allem zu den Geschehnissen in Moringen. Allerdings ist es nicht an uns, Euch diese Fragen zu stellen. Wir werden Bruder Anselm benachrichtigen, er sollte nicht allzu weit entfernt auf eine Nachricht von uns warten. Er kann in wenigen Tagen hier sein."

"Seid mir willkommen meine Herren..und entschuldigt die einfache Behausung sowie mein schlochtes Erscheinungsbild.natürlich kann ich mich an euch erinnern und zum Zeichen dass ich euch in Kürze benachrichtigen lassen wollte überreiche ich euch mein Schreiben an euch persönlich"
Elea übergibt den beiden den gesiegelten Brief.
"Nun ich glaube ihr habt auf dem Wiegenfest wohl alles mitbekommen was dort geschah. Aber wenn ihr noch weitere Fragen habt so stehe ich euch zur Verfügung. Darf ich euch für die Zeit bis eure Leute hier eintreffen Quartier anbieten?"

In der Zwischenzeit wird auf dem Hof verborgen mobil gemacht. Allein die Tatsache dass erst der Bote 6nd dann auch noch die beiden Herren des Ordens den Unterschlupf der Gröfin ausfindig machen konnten zeigt allen Beteiligten hier dass sie in dieser Unterkunft nicht mehr sicher ist.
Eiligst wird gepackt und alles zu einem baldigen Aufbruch vorbereitet. Elea hat präzise Anweisungen für diesen Fall gegeben und so wird danach gehandelt.auch die Wachen werden verstärkt, das Tor den Vierseithofes geschlossen und auf den Dächern daneben je ein Spähposten beordert.

"Danke, Gräfin. Seid unbesorgt, der EYNE blickt hinter Gewand und Haus und beurteilt nichts als die schlichte Wahrheit der Seele eines Menschen. So halten es auch wir - weltlicher Tand und Status sind gänzlich ohne Belang, nur Worte und Taten zeigen uns den Wert eines Menschen. Ich werde Euren Brief später lesen; jetzt, da wir Euch endlich gefunden haben, ist es an der Zeit, einen Boten zu unseren Brüdern zu entsenden. Diese Aufgabe wird Hellfried übernehmen, während ich bei Euch bleibe. Ich bin mir sicher, mit einem ausgeruhten Pferd wird mein Bruder unsere Freunde in weniger als zwei Tagen erreichen und ebenso schnell werden sie hier bei uns eintreffen.
Wie ich Euch, und dem Herzog, bereits auf dem Wiegenfest mitgeteilt habe: das, was Ihr zu den Vorkommnissen in Alauven zu berichten wisst, ist von allerhöchstem Interesse für den Orden. Die Geschichten von Nekromanten, Dämonenbeschwörern und abtrünnigen Priestern des EYNEN haben nicht nur mein Interesse geweckt. Großmeister Henry selbst hat uns entsandt, diese Geschichten zu prüfen. Die Geschehnisse auf dem Wiegenfest haben mir gezeigt, dass hier mehr im Verborgenen lauert, als wir bisher wussten.
Ihr seid nun Teil einer offiziellen Ermittlung der ceridischen Kirche und als solche unter den Schutz des Ordens gestellt. Wir werden hier warten, bis Anselm eintrifft."

Mit diesen Worten nimmt Rammbert den Brief an sich, gibt Hellfried zu verstehen, aufzubrechen und setzt sich demontstrativ auf einen Stuhl.

"Natürlich bekommt euer Ordensbruder ein ausgeruhtes und ausdauerndes Pferd von uns zur Verfügung gestellt." Sie gibt dem Soldaten der immer noch mit im Raum steht einen Wink. Dieser versteht und gibt die Anweisung an einen vor der Tür stehenden weiter und postiert sich dann wieder im Raum.
Elea sieht etwas nachdenklich drein. "Ihr habt dem Herzog etwas zugesichert? Demjenigen der vor der Wahrheit die Augen verschließt und mich für voglefrei erklären ließ aufgrund der durch unhaltbaren Vorwürfen gestellten Forderung von ein paar aufmüpfigen und nur auf ihren Vorteil bedachten Lackaffen die sich die Nordallianz nennen?" Sie atmet einmal.tief durch um sich zu beruhigen denn wenn auch ihre Stimme ruhig blieb kocht es in ihr. "Versteht mich bitte nicht falsch. Aber allein bei den Gedanken daran was da vorgefallen ist und was mir angetan wurde kann ich fast nicht an mich halten. Vor eurer Ankunft war auch ein Bote von Don Nicolo hier. Auch dieser bot mir Schutz und Unterschlupf an. Allerdings ausserhalb des Landes und nur wenn ich auf die Grafschaft verzichte. Ferner ist auch er an weiteren Informationen interessiert wobei mir klar ist dass er diese nur für seinen Vorteil nutzen will. Ich bin mir sicher er will damit einen Putschversuch starten um selbst Herzog zu werden." Erneut macht sie eine Pause als diesselbe Magd wie vorhin ein Tablett mit etwas Gebäck und einen Krug warmen Met sowie drei Bechern eintritt und dieses auf dem Tisch abstellt. Elea spricht erst weiter als diese die Tür wieder hinter sich geschlossen hat. Dann deutet sie auf den Tisch "bitte.. bedient euch. Ich habe da eine Frage.. was passiert mit mir wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind? Es ist mir durchaus bewusst was mit Leuten geschieht die andere denunzieren.. also?"

Elea ergreift noch einmal.das Wort. "Würdet ihr mir bitte schildern was weiterhin auf dem Fest das ich so überstürzt verlassen musste vorgefallen ist?"

Während der Ausführungen der Gräfin stiehlt sich ein kleines Schmunzeln in die Mundwinkel von Rammbert. Dankend lehnen die beiden Ordensbrüder die angebotene Verpflegung ab. Während Hellfried sich verabschiedet, um dem Soldaten auf den Hof zu folgen und die Auswahl des Pferdes mit eigenen Augen zu beobachten, nimmt sich Rammbert seine Feldflasche aus dem Rucksack und trinkt einen kleinen Schluck, bevor er antwortet.

"Werte Gräfin, Euer weltlicher Disput und die daraus entstehenden Konsequenzen sind ohne Belang für den Orden. Ich habe bereits versucht, auch dem Herzog diesen Umstand zu vergegenwertigen, aber die weiteren Anstrengungen in diese Richtung sind nicht mehr meine Soldstufe. Tatsache ist, dass Hellfried und ich im Namen des Großmeisters die Vorkommnisse hier untersuchen sollen, um eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen zu ermöglichen. Wie dies aussehen wird, kann Anselm entscheiden, wenn er eintrifft. Eure Aussage wird zu dieser Entscheidung beitragen. Was danach geschieht obliegt einzig Anselm. Bis dahin untersteht Ihr der Gerichtsbarkeit der Kirche. Wer Euch oder mir ein Leid zufügt, wird sich dafür zu verantworten haben...

Zu Eurer weiteren Frage: Seid froh, dass Ihr gegangen seid. Bozephalus hatte seine Hände im Spiel, das Kind wurde entführt und im Keller gibt es ein Portal..." Rammbert winkt verächtlich ab. "Niederbrennen hätte man alles sollen. Naja, bald ist es Anselm's Problem, nicht mehr meins..."