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Klasten

Hafenschänke „Zum rostigen Anker“
Früher Morgen

Der Wirt steht am Tresen seiner alten Familienschänke und lässt den gestrigen Abend Revue passieren, während er gedankenverloren auf einem mittlerweile zäh gewordenen, vom Vorabend übrig gebliebenen Palatschinken herumkaut.
Wie kann es sein, dass gerade seine Schänke zum Schauplatz solch merkwürdiger Begebenheiten wurde.
Die Sache begann damit, dass zwei Männer mit grauen Handtüchern auf dem Kopf seine Schänke betraten, und beim Essen begannen eine skurrile Geschichte von einer Frau mit einem weißen Auge zu erzählen, die ein Halbdämon sein soll. Sie sein ihr seit Jahren auf den Fersen, aber keiner wisse so genau wie sie aussieht.
Als dann noch ein Mann dazukam, der mehr Waffen bei sich trug als die ganze Hafenwache zusammen, der meinte, er habe sie gesehen und wisse wie sie aussieht begann der Spaß erst richtig. Ein weiterer Gast mit einem Hohen Hut kam herein und meinte, nachdem er sich ein Bier bestellte, er habe sie in der Nähe gesehen - ihm schwante Übles.
Eine Frau mit einem weißen Auge kam herein und verschwand dann wieder. Die Handtuchköpfe gingen und kamen nicht wieder.
So ging das den ganzen Abend, ein ständiges Kommen und Gehen...
Eine drastische Wendung der Geschehnisse trat ein, als eine Frau, deren Kopf auch in ein Handtuch eingewickelt war (aber in ein schwarzes) herein gelaufen kam und meinte, dass draußen gerade ein Vampir erledigt worden sei, der auch ein graues Handtuch auf dem Kopf hat.
Kurz darauf entbrannte heller Aufruhr, als in einem der Gasträume die Frau mit dem weißen Auge angekettet und schreiend gefunden wurde und eine schöne Sauerei mit ihrem Blut angerichtet wurde, die Flecken wird er wohl nie wieder vom Boden wegbekommen.
Jetzt steht er da und isst das Essen vom Vorabend während die Frau in dem Zimmer liegt und schläft, während fast alle anderen Gäste ein komisches Interesse an ihr haben.
Das einzig gute ist, dass die Handtuchköpfe ihre Zimmer und das Essen für 10 Tage im Voraus bezahlt haben...

Nach dem kurzen Gespräch mit den Jägern fielen Revinias Augen zu. Ihr Schlaf glich dem der Toten. Es war die erste Nacht seit langem in der sie ohne die Halsfessel schlief, welche Octavian am Abend von ihrem Hals entfernt hatte. Ihr Körper wird einige Zeit brauchen um sich wieder zu erholen, vor allem durch den massiven Blutverlust. Am späten Vormittag öffnet sie ihre Augen langsam. Alles ist noch etwas verschwommen und trüb... als ihre Sicht klarer wird sieht sie erst das Ausmaß der Verwüstung im Zimmer... es gleicht einem Schlachtfeld.
Blut klebt nicht nur am Boden... auch an sämtlichen Möbeln und Wänden. Auch die Spuren ihres Wiederstandes haben sich verewigt.

Ihr erster Versuch sich aufzurichten scheitert. Erst beim zweiten Versuch gelingt es ihr. Sie setzt sich auf und lehnt sich an die Wand, die Füße winkelt sie an um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als sie sich aus Gewohnheit an den Hals fasst und ihr bewusst wird, dass sie die Nacht ohne den Halsring verbracht hat, macht sich Panik in ihr breit. Ist ihr Auge noch weiß? Vor Angst, Hoffnung und Neugierde steht sie schnell auf um zum Spiegel zu laufen. Doch schon nach zwei Schritten werden ihre Beine schwach und sie fällt zu Boden.
Nach einem tiefen Atemzug schleift sie sich zum Tisch auf dem die Waschschüssel steht und zieht sich hoch zum Spiegel an der Wand.
Das Auge ist noch weiß... sie schließt die Augen und Atmet durch...
Es wäre auch sehr verwunderlich wenn gerade DIESE Menschen ihr ihre Jungfräulichkeit geraubt hätten... Nein.. sie schüttelt den Kopf und muss kurz selbst über ihre Gedanken lachen.
Plötzlich verfinstert sich ihr Blick. Revinia erinnert sich an Octavians Worte und somit an das was gestern passiert sein muss.
Sie verspürt Wut... was haben sie sich gestern nur dabei gedacht!!! Denkt sie bei sich...
Da war sie schon geschwächt und verlor die Kontrolle, dann schneiden sie ihr die falsche Ader auf ohne vorher genaueres über diese Operation zu in Erfahrung zu bringen, dann geben sie einem rasenden Halbdämon BEI VOLLMOND Werwolfblut und schneiden dann auch noch die andere Ader auf! Alles bei vollem Bewusstsein...

Wieder schüttelt sie nach diesem Gedankengang den Kopf und ballt ihre Fäuste.
Das Beste wäre sich an einen Ort zurück zu ziehen wo sie keiner findet. Somit wäre sie kein Opfer mehr von Versuchen und hätte vorerst ihre Ruhe auch was Aufgaben angeht. An einen verlassenen Ort wo es keinen Grund für den Dämon gibt auszubrechen.
Eine Träne rollt aus ihrem graugrünen Auge... so etwas ist noch nie passiert, erschrocken blickt sie in den Spiegel und wischt vorsichtig die Träne ab. Sie verreibt sie völlig irritiert zwischen den Fingern. Der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben. Eine TRÄNE??? Aus ihren Augen??? Was zum....??? Und dieses unerträgliche ihr unbekannte Gefühl...?!?! Ist dies eine Folge des Verlustes ihres dunklen Blutes?


Sie schleift sich wieder zum Bett und legt sich hin. Fassungslos starrt sie in die Leere. Was genau haben die Geschehnisse und Praktiken des gestrigen Abends mit ihr gemacht?

Damion hat die frühen Morgenstunden genutzt um etwas an die frische Luft zu gehen und seit langer Zeit wieder einmal die Übungen zu machen, die er in seiner Lehre zum Jäger gelernt hat. wie wichtig die Kontrolle über den eigenen Körper, die Atmung und vor allem eine schnelle Reaktion sind, hatte er am Vorabend beim Kampf mit dem Vampir wieder einmal bemerkt. nachdem er seine Übungen gemacht hatte und zum Abschluss noch etwas meditierte, holte er sich eine Waschschüssel beim Wirt ab, wusch sich, zog sich frische Kleidung an und ging wieder in den Schankraum wo er sich zum essenden Octavian gesellt und sich ein spartanisches Frühstück bestellt.

Revinia hat die Augen wieder geschlossen... Sie ist immer noch geschwächt und traut sich im Moment nicht noch einmal aufstehen. Sie ist sich unschlüssig was sie von all dem halten soll was man mit ihr gemacht hat. Einerseits kocht in ihr die Wut, andererseits versucht sie auch Damions und Octavians Verhalten zu verstehen. Welchen Weg soll sie gehen? Was wird nun passieren?... Tausend gedanken gehen ihr durch den Kopf als sie einfach nur da liegt. Schließlich steht sie doch auf, geht zur Tür und stellt fest, dass diese nicht verschlossen ist. Sie wirft einen Blick nach draußen und geht wieder hinein, jedoch lässt ein Windzug die Tür wieder unsanft ins Schloss fallen, wodurch sie ungewöhnlich schnell erschrickt. Dann geht sie langsamen Schrittes zum Fenster, welches geöffnet ist... Sie atmet tief die Morgenluft ein, während sie ihre Hände auf der Fensterbank abstützt.

Revinia kann sich an einen kleinen Bach erinnern unweit des Hauses, sie will im Moment vermeiden, den anderen über den Weg zu laufen, benötigt aber frisches Wasser um sich das ganze Blut abwärts ihre Halses abzuwaschen. Sie wagt den Weg zu dem Bächlein und verlässt nachdem sie sich erneut umgesehen hat ihr Zimmer.... leise geht sie zum Ausgang und tritt nach draußen. Sie würde ich sofort hinsetzten sobald sie merken würde dass ihr Kreislauf nicht stand hält. Wind weht durch ihre Haare und ein paar Tropfen fallen vom Himmel. Sie fühlt sich anders... Irgendetwas ist nicht so wie sie es gewohnt ist.... fast als würde im Moment etwas fehlen. Dennoch spürt sie wie ihr Körper arbeitet... sie spürt ein intensives Pochen in ihren Körper.