Tirador

Tirador faltet das Papier wieder zusammen und Siegelt den Brief neu mit einem seiner Ersatzsiegel.

Er ruft einen seiner Kammerdiener und weist ihn an den Brief in in die Gemächer der Herzogin bringen zu lassen.

"Verena, was hast du vor...", murmelt er in seinen Bart, während er aufsteht, zum Fenster geht und in die Nacht hinaus sinniert.

Tirador bricht das Siegel und liest den Brief.

So sehr er es hasst, lässt er es zu die Tinkturen wirken zu lassen. Es ist ihm mehr als bewusst, dass die Kombination aus zwei oder mehr dieser Tränke gewisse Gefahren mit sich bringen können, allerdings hat er sich die letzten Jahre damit vornehm zurück gehalten und befürchtet deswegen keine großen Wechselwirkungen.
Er bemerkt wie Werwolf seine Nachtsicht, seinen Geruchssinn, sein Gehör, sowie seine Sprunkraft und Ausdauer erhöht, während Derwisch seine Kraft steigert und seine Hemmschwelle sinken lässt.

Als er den zweiten Schrei hört, zieht er sein Kurzschwert und beginnt zu laufen.

"Dann lass mir den Brief bringen, wenn euch euer Leben lieb ist", sagt er beinahe tonlos und widmet sich wieder seiner Unterlagen.

Tirador steht auf und geh zu Lilly. Er würdigt sie zunächst keines Blickes und wendet sich Katharina zu. Die Nase der Kleinen anstupsend sagt er lächelnd: "Hallo Prinzessin! Hast du die Mama wieder alleine wegfahren lassen? Wer passt denn jetzt auf die Mama auf?" Er streichelt ihr über die Wange, zwinkert der Prinzessin zu und geht dann wieder hinter den Schreibtisch.
Er sieht zu Doloris und Lilly auf und beginnt nach einem verhaltenen Säufzer zu sprechen: "Wäre ich der Herzog, wärt ihr beide jetzt wahrscheinlich tot, das ist euch bewusst, oder? es wäre ihm egal in wessen Auftrag du gehandelt hast, Lilly - und du Doloris, auch wenn du in guter Absicht gehandelt hättest, wärst du jetzt einen Kopf kürzer, weil du erst Meldung gemacht hast und DANN erst seine Tochter mitgenommen hast. Ihr könnt alle beide von Glück reden, dass er vor ein paar Stunden selbst abgereist ist und ich die Sache eventuell noch so hindrehen kann, dass ihr den Kopf zwischen den Schultern behalten könnt."
Er atmet kurz durch und spricht dann weiter: "Lilly, du gehst in die Gemächter der Herzogin, legst die Prinzessin in ihrem Bett schlafen und weichst keinen Schritt von Ihrer Seite. Doloris, du lässt nach einer ihrer Ammen schicken und bewachst anschließend das Kind mit - habe ich mich klar ausgedrückt?", fragt er und sieht die beiden Damen eindringlich an.

"Ich glaube mich unmissverständlich ausgedrückt zu haben, Doloris. Welche Versprechen Lilly sich von der Herzogin abnehmen hat lassen, kümmert mich recht wenig, wenn der Herzog nicht auf der Burg ist. Muss ich darauf hinweisen, dass in seiner Abwesenheit mein Wort das zählende ist, oder müssen wir einen Disput über Kompetenzen austragen?"
Er sieht sie mit einer gewissen Erwartungshaltung an.

Ohne das kleinste Anzeichen von Überraschung sagt er: "Die Prinzessin ist also nicht mit ihrer Mutter in den Schutz des Klosters abgereist? Bring sie zu mir, nach Möglichkeit mit Ihrer Amme, oder wer auch immer auf sie aufpasst."

Der Widerhall eines Schreis einer ihm sehr bekannten Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken.
Als der Jäger des Handwerks, der er ist, verabscheut er, was er wohl gleich in Anbetracht der gebotenen Eile tun muss. So sehr er es gerne verdrängen würde, aber dieses Dämonenbalg ist ihm irgendwie ans Herz gewachsen.

Er öffnet die Tasche mit den Phiolen und zwei Stück heraus. Die erste ist mit "Derwisch" beschriftet, die andere mit "Werwolf". Er öffnet beide und trinkt sie in einem Zug leer.

Tirador macht eine kreisende Geste mit der Hand und bedeutet ihr damit wortlos fortzufahren.

"Doloris, nicht wahr?", sagt er und sieht sie fragend an.
"Welch dringliches Anliegen führt dich in meine Amtsstube?", fragt er.

Tirador sitzt an seinem Schreibtisch und geht die Abgabengerichte es letzten Quartals durch als es an der Tür klopft.
Beinahe wäre ihm eine sehr böse Redensart über die Lippen gekommen, an wen man denn seine Seele verpfänden musste um in Ruhe arbeiten zu können.

Er entscheidet sich jedoch für ein etwas weniger verfängliches: "Herein!"

Damoin konnte nicht an sich halten, als er Revinias Spur verlor, nachdem sie mit diesem Ork verschwunden war. Zum Glück hatte er bei der Dummen Aktion mit dem Werwolf etwas von Ihrem Blut aufgehoben, um daraus einen auf Revinia eingeschwungenen Suchkompass zu fertigen.
Nun steht er hier, vor dieser verwahrlosten Raubritter-"Burg". Das Wappen an den Fahnen ist in der Dunkelheit nur schwer zu erkennen, aber er ist sich sicher, dass es sich um die Graue Armee handelt. Zu seinem Glück steht seine Zunft auf nicht all zu schlechtem Fuß mit diesem Haufen. Vielleicht lässt sich da etwas machen.
Damion zieht sich in den Schutz des Waldes zurück und arbeitet an einem Plan.

Mit dem letzten Satz Henrys, prostet Tirador dem Kleriker nochmals zu und wendet sich zum gehen.
"Solltet Ihr Fragen haben, so findet ihr mich in meiner Amtsstube. Ich bitte um Verziehung, aber es warten Geschäfte auf mich, die nach meiner Aufmerksamkeit verlangen.
Hochwürden, euer Hoheit."
Er deutet eine Verbeugung an und wendet sich zum gehen.

"Ich schlage vor, die Burg unauffällig zu sperren und ihr einen Tag zu geben um Fehler zu machen. Danach könnt ihr euren maleus malleficorum niederfahren lassen, in dem Ihr alle in der Burg befindlichen Personen auf dem Hof sammelt und untersucht.", sagt er, trinkt den Wein aus und stellt den Zinnkelch etwas zu schwungvoll auf dem Tisch ab, sodass sich der untere Rand verbiegt und der Becher nun leicht schräg steht.

"Was sämtliche Ein und Ausgänge angeht, so bitte ich euch nochmals Rücksprache mit der Herzogin zu halten, da sie nicht unwesentlich in die Planung des Wiederaufbaus der Burg einbezogen war und darüber vermutlich besser bescheid weiß als ich", sagt er nachdem er den für Henry gedachten Kelch auf dem nahe stehenden Tisch abgestellt hat und nach einem angedeuteten Zuprosten in die Richtung des Bannkeuzers selbst einen Schluck nimmt.
"Tharsonius ist nach der Schlacht gegen Marius vor knapp 3 Jahren spurlos verschwunden. Nimand weis, ob er gefallen ist oder verschleppt wurde. Zumindest hat man keine Leiche gefunden."
Er denkt einen Moment nach und fährt fort:
"Ich weiß, dass Ihr voll des Tatendrangs seid, aber ich würde Ivana nur zu gerne die Gelegenheit geben einen Fehler zu machen - und dafür braucht sie Zeit. Sie mag zwar erfahren sein, aber nicht fehlerfrei. Sie unterschätzt ihre Gegenspieler nur zu gerne und ist mittlerweile Vorsichtig, wenn es mit mir zu tun bekommt."

"Fragt mich bitte nicht von welchem Orden Tharsonius genau ist, ich bin weniger ein Mann des Glaubens als viel mehr des Schwertes. Ich weiß nur, dass er ein Bannkreuzer der Lydisch-Ceridischen Kirche im Stand eines Priors ist.
Was die Sache mit der Aufteilung der Truppen angeht, so habe ich euch gerade ein Angebot gemacht, von dem ich glaube, dass es euch durchaus helfen wird.
Was den Orden der Viper angeht:
Dieser ist die persönliche Bruderschaft des Herzogs. Eine Gemeinschaft von loyalen Schwertmännern, die eine Art persönliche Elitegarde des Herzogs zum Zwecke der Verteidigung von Heimat und Glauben bildet."

Er hält Henry immer noch den Weinkelch hin, als er weiterspricht:
"Marius von Verdunz überschattet mit seinen Anhängern seit Jahren die Geschicke Alauvens.
Wir vermuten, dass er sich im Gebirgszug im südlichen oder westlichen Verdunz versteckt hält, jedoch war bis jetzt keiner der Aufklärungsversuche von Erfolg gekrönt. Diese Gegend ist kaum passierbar und dem entsprechend schwer zu erkunden - allem voran, wenn man das Gelände kaum kennt.
Was das Verleiten zur Flucht und euer 'unauffälliges' Vorgehen angeht, so möchte ich euch empfehlen, eure Männer nicht mitten auf dem Hof auf-, und wieder abrüsten zu lassen. den Kärm habe ich bis in Graf DiContis Gemächer gehört."

Tirador zieht eine Braue hoch, während sich Henry vorstellt und lauscht aufmerksam dessen und Verenas Worten.
An Henry gewandt sagt er, etwas steif eine Verbeugung andeutend: "Eure Eminenz, wenn Ihr das wollt, sprecht mich als Truchsess an.
Als ständiger Vertreter meines Herren, dem Herzog Christoph von Etzel zu Alauven, seines Zeichens Großmeister des Ordens der Viper, obliegt es mir, wie Euch bekannt sein dürfte, in dessen Abwesenheit das Vorgehen an Hof und Herzogtum zu lenken.
In diesem Zusammenhang möchte ich Euch bitten mich über die Schritte, die Ihr plant zu unternehmen, zu unterrichten.
Ihr versteht sicher, dass es durchaus in unserem, wie in Eurem Interesse liegt, gewissen Machenschaften ein baldiges Ende zuteil werden zu lassen - jedoch liegt es nicht im Interesse des Herzogs in irgendeiner Weise übervorteilt zu werden.
Bitte seht die nicht als unflätigen Angriff gegen euch. Bis zum heutigen Tage Eurer Ankunft haben wir seit den Verschwinden eures Bruders Prior Tharsonius von Falkenstein, keinerlei Unterstützung des Lydisch-Ceridischen Ordinariats erhalten, was uns gezwungen hat selbst auf vielfältige Weise in der Verteidigung von Land und Glauben tätig zu werden.
Als Truchsess bekleide ich derzeit unter anderem den Titel des Befehlshabers der Kronburg und als solcher lasse ich es nicht zu, dass die anwesenden unter Waffen stehenden Männer des Alauvener Heeres und des Ordens der Viper zum Zusehen bei eurer Suche nach der Hexe abgestellt werden. Alleine schon deswegen, weil meine Männer die Burg und das Umland kennen, welche Kenntnis Ihr ob Eures erstmaligen Besuches nicht beanspruchen könnt.
Ich stelle eurem Halbbanner Ordensmännern zur Unterstützung eine halbe Hundertschaft, jeweils zur Hälfte aus Lanzern und meinen Ordensleuten zur Seite, die Euch unter meinem Befehl zur Seite stehen."
Abwartend auf die Antwort Henrys befüllt Tirsdor zwei Becher, wovon er einen dem Bannkreuzer reicht.

Tirador besieht sich die Situation und bemerkt die Ceriden.
"Der Eyne weilet unter uns, meine Herren.", sagt er in neutralem Ton
"Mein Name ist Tirador, Thronerbe den gefallenen Herzogtums Tunrit, Truchsess von Alauven, Schwertmeister vom Orden der Viper. Mit wem habe ich das Vergnügen?"
Die letzten Worte richtet er an Henry, der den Eindruck macht der Obrist der gerüsteten Kleriker zu sein.

Da die beiden Wachen augenscheinlich nicht auf Tiradors Versuch das Gemahl der Herzogin zu betreten, reagieren, macht dieser Anstalten die Tür zu öffnen.

Tirador wird von dem Botenjungen beinahe über den Haufen gerannt und sieht ihn tadelnd an.
Ohne auf eine Aufforderung zum Sprechen zu warten berichtet er dem Truchsess von seinem Auftrag.
Ohne ein weiteres Wort zu dem Jungen begibt sich Tirador ohne Umweg zum Gemahl der Herzogin, wo sich Raspendix und zwei bewaffnete befinden, die er nicht kennt.
Er macht keine Anstalten sich mit den Wächtern zu befassen und geht auf die Tür zu.