RE: Spiel um Kopf und Kragen 3 (KRONBURG 1.0) - 78

Alastair lächelt schief. "Meine Herzogin, ich denke, ich muss euch nicht erklären, dass eine solche Untersuchung, mal von den Unannehmlichkeiten der Situation an sich abgesehen, bei hochgeborenen Damen bestenfalls zweifelhaft ist. Die meisten verlieren ihre Jungfräulichkeit schon in jungen Jahren im Rahmen ihrer Reitausbildung. So eine Untersuchung mag vielleicht bei irgendeiner Bauerstochter von Erfolg gekrönt sein, aber bei ihr?" Er streicht sich mit den Fingern übers Kinn. "Nein, ich denke, es auf diese Weise zu entkräften, ist zu riskant. Dann lieber anhand ihrer Aussage. Im Zweifelsfalle steht diese der ihres Möchtegern-Gatten gegenüber."
"Was den Gefangenen angeht, wie ich gestern bereits sagte, ich werde ihn nicht peinlich verhören. Ich lasse den Hunger für mich arbeiten. Dieses Söldnerpack ist Schmerzen gewohnt, da mache ich mir wenig Illusionen, aber der Hunger hat bis jetzt jeden gebrochen. Es dauert nur ein wenig länger. Aber diese Zeit ist es in der Regel wert." Er lächelt wieder. "Eine Hexe sagt ihr? Anhand welcher Anzeichen habt ihr das erkannt?"

Etwas erstaunt ob dieses Gefühlsausbruchs legt Alastair seine Hand auf die ihre. "Beruhigt euch, Verena. Natürlich glaube ich euch." Er sieht sie an und streicht mit seinem Daumen sanft über ihren Handrücken. "Und seitdem ist sie verschwunden? Wer war denn dabei, als diese unschöne Angelegenheit passierte?" Er geht mit ihr ein paar Schritte weiter. "Und wieder der Graf ... kann das Zufall sein ... " murmelt er leise vor sich hin. Dann sieht er wieder Verena an. "Sie wurde eures Geistes habhaft sagt ihr ... ein ungewöhnliches Talent für eine Hexe. Und ... habt ihr ... das Blut verloren, als sie noch bei euch war?" Er sieht sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an.

Alastair streicht sich mit der Hand über das Kinn. "Im Augenblick erschließt sich mir der Grund auch nicht. Ihr sagt, ihr seid in eurem Gemach wieder zu euch gekommen. Konntet ihr in Erfahrung bringen, wer euch gefunden hat und wie lange ihr ohne Bewusstsein wart? Wenn es euch zu viele Fragen werden, lasst es mich wissen, Herzogin. Ich will euch nicht überanstrengen oder aufregen, indem ihr euch an diese doch sehr unangenehme Angelegenheit erinnern müsst. Allerdings muss ich euch diese Fragen stellen, um mir ein Bild von der Sache machen zu können."

Nach einem für Ihre Verhältnisse kurzen Ritt zeichnet sich die Kronburg am Horizont ab.

Der Trupp hält kurz inne und lässt den Anblick auf sich wirken. Gestern erst hatten sie die Grenze zu Alauven überschritten und den Weg zum Herrschaftssitz eingeschlagen. Oft wurden sie angehalten und kontrolliert, an jedem Streckenposten und Soldatenlager, das sie passiert haben.
Der Anführer hat dafür Verständnis, ein Trupp schwer bewaffneter Reiter weckt Misstrauen, gerade in einem vom Krieg gebeutelten Land wie diesem. Sobald aber das Wappen auf den Umhängen der Ritter sichtbar wurde, hatten die einfachen Soldaten es plötzlich gar nicht mehr so eilig, die Reiter zu kontrollieren, und so manchem Offizier konnte der Trupp offensichtlich nicht schnell genug weiterziehen. Bei der Erinnerung an das ein oder andere Gesicht muss der Anführer schmunzeln, ein Anblick, den seine Untergebenen eher selten zu Gesicht bekommen. "Alors, manche Dinge ändern sich nie, n'est-ce pas? Frères Rammbert, wir reiten weiter..:"

Nach wenigen Stunden voller weiterer, kurzer Unterbrechungen erreichen sie die Stadttore zu Kronburg. Man erkennt das Entsetzen der Stadtwache, als sie erkennen, dass der Trupp, bestehend aus 5 schwer gepanzerten Rittern, zwei Wägen voll Ausrüstung und einer überschaubaren, aber offensichtlich wehrhaften Gruppe von Fußsoldaten die Tore durchqueren wollen...

Einer der Ritter ergreift das Wort. "Seyn Auge weile über Euch, Hauptmann. Ich bin Bruder Rammbert, Ritter im Orden des heiligen Cadorus. Meine Brüder und ich haben eine lange, interessante Reise hinter uns und bitten demütig um Unterkunft und Obdach."

Während dieser Worte haben die Fußsoldaten routiniert eine Wachformation um die Ritter und Wagen eingenommen. Man erkennt, dass dies ohne Hektik und Unruhe erfolgt ist und wohl zum Standardvorgehen gehört. Verwundert mustert der Hauptmann die Reiter, es erscheint unnötig, diese fünf Ritter nochmals schützen zu wollen. Alle Fünf sind in schwere Eisenkleider gehüllt, massive Plattenteile über einer schweren Kette, Schild und Schwert sind an die Pferde gebunden. Jeder von Ihnen trägt einen weißen Wappenrock und Umhang, drei der fünf Köpfe sind unter einem Vollhelm verborgen. Einer der Reiter trägt stolz die Standarte des Orden, das schwarze Tatzen-Augenkreuz auf weißem Grund. Jedem Mitglied des Trupps sieht man die Strapazen der Reise an, die Kleider und Umhänge sind staubig, zum Teil auch voller Schlamm.
Allein das Banner ist makellos und blütenweiß.

Die Fußsoldaten erinnern an einen bunt zusammengewürfelten Haufen von Kriegsknechten, jede erdenkliche Rüstung und Waffengattung ist zu erkennen. Kettenhauben und Eisenhüte zieren die Köpfe, hin und wieder sieht man einen Nasalhelm. Trotzdem wirkt die Zusammensetzung nicht zufällig, zwischen je zwei Schildträgern steht ein Lanzenträger, flankiert von Soldaten mit schweren Kriegsarmbrüsten. Insgesamt zählt der Kriegshaufen zwanzig Soldaten.

Die Reiter führen Ihre Pferde in den zugewiesenen Bereich des Stalles, während die restlichen Soldaten die beiden Wägen in den hinteren, zumindest überdachten Bereich des Hofes bringen. Dort angekommen, werden die Pferde abgeschirrt und die Planen über den ansonsten offen Wägen nachgezurrt. Kurz darauf erreichen auch die Ritter, immer noch in voller Montur, ihre Leute und die Gruppe steht etwas abseits von den Burgtruppen und mustern interessiert den Hof, die Wehrgänge, die Mauern und überhaupt, irgendwie jeden Schritt und Handgriff der Hofsoldaten.

Alastair sieht Verena an. "Hm, das ist in der Tat interessant. Insbesondere wenn man bedenkt, worüber wir gerade sprachen. Ich frage mich, was sie hierher geführt hat."
"Das ähm, haben sie nicht ges...." kommt es etwas stammelnd von dem Burschen. "Ja, dass sie das dir nicht gesagt haben, ist mir klar." Leicht gereizt sieht Alastair den Burschen an. "Geh zu ihnen zurück und teile ihnen die Freude der Herzogin mit, solch hohe Gäste in ihren Mauern begrüßen zu dürfen. Sorg dafür, dass es ihnen und ihrem Gefolge an nichts mangelt." Er sieht den Burschen mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Na los, heute noch!" Als dieser davoneilt, sieht er wieder Verena. "Habt ihr einen Verdacht, warum sie hier sind? Ist in meiner Abwesenheit etwas passiert, was die ... die Templer auf den Plan rufen könnte?" Dann nimmt er wieder ihren Arm und geht weiter. "Lasst uns noch ein paar Schritte gehen. Sie werden sich erstmal den Staub der Reise aus den Wappenröcken klopfen, bevor sie um eine Audienz ersuchen."

Mittlerweile bietet sich den Menschen der Burg ein eher ungewöhnlicher Anblick. Die neunundzwanzig Mann starke Truppe hat sich ungeachtet aller anderen Vorgänge in der Burg niedergelassen. Jeder kniet andächtig auf dem Boden. Derjenige, der sich als Bruder Rammbert vorgestellt hat, nimmt das an einer Kette um seinen Leib gebundene Buch zur Hand, und einstimmig beginnt die Gruppe zu beten...