RE: Veränderungen - 9

Galdor kam mit dem Lehrling wieder. Dieser trug eine Tasche mit sich. Auf Galdors Weisung setzte er sich in eine Ecke, wo er seine Schreibutensilien hervorholte, sie sorgfältig vor sich ausbreitete und erwartungsvoll Miriam ansah. Er schien seine Anweisungen bereits erhalten zu haben.
Galdor ging in die andere Ecke, wo er die Tür und Miriam gleichermaßen im Auge behalten konnte.

Als Allerik sie berührte, zuckte sie kurz zusammen. Fing sich schnell wieder und diesmal begann ihr Geist aktiv zu suchen

Erst als es absolut still war und sie ausser ihrem eigenen Atem nichts mehr hörte und wahrnahm begannen Bilder vor Miriams Auge zu flackern. Die Erinnerungen begannen mit dem schrecklichen Feuer, das ihr schon bei letzten Mal spüren ließ, wie Ann tatsächlich gehandelt hat. Die Hitze der Flammen schlägt ihr ins Gesicht, raubt ihr den Atem. Miriam erlebt und handelt im Geist wie Ann.
Dann spürt sie die eisige Kälte die Ann umfing als sie mit angesengten Haaren und einem Mädchen auf den Armen das schlimme Verbrennungen hatte in einen Fluss springt. Der beissende Geruch von verbrannter Haut durchströmt sie mit jedem Atemzug im Geist.
Urplötzlich reißt die Erinnerung ab und ihr Geist befindet sich in freiem Fall...nichts, absolut nichts nimmt Miriam wahr, nur dunkle Schwärze. Im nächsten Moment sieht sie Ann erneut über die Schulter, wird ihr gezeigt wie grausam diese Frau sein konnte. Sie sieht, wie Ann einen jungen Mann foltert, diesem die Haut an Beinen und Rücken ungerührt seiner Schreie mit einem Messer abzieht. Die Frage die Ann ihm immer wieder stellt lautet "Wer war dein Auftraggeber? Wo ist er?". Verschwommen kann Miriam die Gegend und das Gehöft erkennen. Es ist ein Gut, das ihr bekannt vorkommt. Dann reisst auch hier die Erinnerung ab, wechselt zu einer, die wohl von ihrer Flucht zu handeln scheint. Miriam sieht über die Augen Ann's einen Reiter neben sich, der sich immer wieder umsieht. Er treibt zur Eile an, ruft Ann etwas zu, das Miriam nicht verstehen kann. Es ist jedoch immer näher kommendes Huftrommeln zu hören. Ann gibt ihrem Pferd die Sporen, der Reiter neben ihr ebenso. Es fliegen Pfeile, der Reiter wird getroffen. In wildem Galopp preschen beide in ein Waldstück, Äste Peitschen ihnen ins Gesicht. Ann spürt den Schmerz des Pfeiles der ihren Begleiter getroffen hat, als ob sie selbst verletzt wäre. Es scheint eine tiefe Verbindung zwischen den beiden zu geben. Der Reiter stürzt von seinem Pferd und Ann hält an und springt ab. Sie versucht ihm zu helfen, erfolglos. Das Trommeln der Hufe der Verfolger kommt näher. Ihr Begleiter zieht ein Kästchen aus seiner Kleidung, das Kästchen in dem der erste Ring verwahrt wurde, und reicht es Ann mit einem Kopfschütteln. Er verspricht ihr mit brüchiger Stimme ihr soviel Vorsprung wie möglich zu verschaffen und die Reiter aufzuhalten. Mit tränenverschleierten Augen nimmt Ann Abschied, stolpert und hetzt zu ihrem Pferd, springt auf und prescht los, sich noch einmal nach ihm umblickend. Wenig später kann man das Klirren von Waffen vernehmen, das durch markerschütternde Schreie beendet wird. Ann zuckt bei jedem Treffer den ihr Begleiter einstecken musste zusammen, stöhnt laut auf als dieser schreit und sackt mit einem gemurmelten "Bring uns nach Hause.." zu ihrem Pferd auf diesem bewusstlos zusammen. Es ist schwarz um Miriam. Doch diese Schwärze ist anders. Es fühlt sich leer an... Und wird durchzuckt von Bildern in denen Ann an einen Stuhl gefesselt in einem schwach beleuchteten Keller sitzt. Diese Bilder scheinen anders zu sein als das was Miriam bis jetzt sah..

Miriam keucht vor Anstrengung, Schmerz und Emotionen
dennoch versucht sie Ann im Geist zu rufen. 'Ann.....wo bist du? Wie finde ich dich.' Sie gibt viel ihrer Kraft da hinein.

Miriam realisierte das es diesmal keine Erinnerung war. Sie versuchte ihren Geist bewusst durch den Raum und darüber hinaus zu bewegen un Hinweise und Informationen zu diesem Ort zu finden.

Die Bilder die Miriam sieht haben einen verschwommenen Rand, als ob Nebel darum wäre. Sie kann spüren wie Ann zittert vor Kälte.. Oder aus Angst und Schmerz. Ann's Oberschenkel weist einen blutgetränkten Verband auf, einer ihrer Arme ist ebenfalls dick bandagiert.
Als Miriam ihren Geist weiter wandern lässt nimmt sie die wenigen Bilder auf die Ann gesehen hat. Dunkle Gänge aus Bruchsteinen wie bei einer Burg, eine erhaschen Blick durch ein Fenster in einen Hof. Einen Turm, Wachgänge und dichten Wald darum. Dann kann sie Sprachfetzen vernehmen. "kluger Schachzug... Der alte...vermutet niemand... Spinne im Netz.."

Miriam unternimmt weitere Anstrengungen und versuchte ihren Geist frei zu bewegen, so als wäre sie frei wandelnden vor Ort.

Allerik spürt wie die vor Anstrengung zittert.

Sie lässt ihren Geist an Ann vorbeistreichen und hofft das sie es spürt.

Obwohl die Bilder langsam schwinden und Miriams Kräfte zur neige gehen vernimmt sie noch einmal ein paar Worte bevor die Verbindung zusammen bricht.

Miriam kippt mach vorne, stützt sich ab und keucht.
Ihr Kopf schmerzt, ihr war schwindelig, sie rang um Luft und kämpfte gegen Übelkeit. Sie war vollkommen durchgeschwitzt und zitterte.

Allerik versuchte Miriam zu stützen.

"Alles in Ordnung? Wie geht es dir?" Fragte er besorgt.

Miriam sackte zur Seite und versuchte sich zu beruhigen. Sie hielt die Augen geschlossen. Als zu Atem gekommen war erzählte leise was sie gesehen hatte...sie zitterte vor Erschöpfung.
"Kurz bevor unsere Verbindung abbrach hörte ich noch folgendes...Grenzwacht.. Ruine.. erobert...sie wird gefangen gehalten. Ich weißgerade nicht mehr was ich tun soll. Sie ist so grausam" Miriams Stimme war immer leiser geworden

Allerik schnaufte tief durch, als Miriam erzählte.

"Grenzwacht? Ruine?... das sagt mir irgendwas..."

"Und erobert....irgendwas habe sie erobert. Ich vermute irgendwo an der Grenze, ein Ruine der Grenztruppen? ....Sie halten Ann im Keller der Ruine gefangen.....Ich werde es später nochmal versuchen. Jetzt...." Miriam sprach sie leise mit vielen Pausen, aber auch gehetzt...dann dämmerte sie weg....ein Zustand der kompletten Erschöpfung forderte seinen Tribut

Galdor kam zu Miriam, kniete sich neben sie und schob ihren Oberkörper auf seinen Schoß. Er schloss die Arme um sie. "Ruh dich erst mal aus. Wir sehen dann weiter." Er verstand vieles noch nicht.

Miriam zitterte immer noch leicht, ihre Kleidung war klamm.