Dr. Raspendix

„Dieses Mal war es kein Angebot Miledy, sondern ein Rat Eures Leibarztes.
aber so sei es denn nun…“ Er nimmt das Fläschchen, lässt es in den Weiten seines zerknüllten Mantels verschwinden, kehrt Verena den Rücken zu und geht hinaus…

Kurze Zeit später ist auf den Gängen der Burg ein Gelächter zu hören…
Ein Gelächter, das Schaudern, Ekel und Abscheu hervorruft…

Er nähert sich ihr ein paar Schritte und bleibt beim Tisch stehen…
Nimmt kurz die offene Weinflasche in die Hand und stellt sie wieder nach einer kurzen Betrachtung ab. Verena bekommt es nicht mit, da sie ihren Blick gen Aussensicht konzentriert.

„Stimmt… Der Eyne wacht über uns alle. Über den Herzog und seine Gemahlin, über seinen Erben, wenn es denn Einer wird und über aaaalle anderen, die das Herzogtum noch regieren können…“

Sein Blick wird wieder wilder und er verzieht eine leichte Grimasse, wohl vor Verachtung zu dem, was kommen könnte, falls es doch keinen Erben gibt.

„Oder, der liebe Leibarzt des Herzogs, Raspendix könnte die Chance deutlich steigern, dass alle weiterhin glücklich sind…?

Ihr liebt doch den Herzog, Ihr wollt doch eine gute Frau für ihn sein, die Mutter des Erbes dieses Herzogtums oder?
Ihr wollt doch, dass er Euch, Euren nächtigen Ausritt einfach vergibt und verzeiht, oder?
Man bedenke bloß die womöglich späteren Folgen und Komplikationen- oj oj oj…“
Er schüttelt bedächtig mit dem Kopf und macht dabei Schnalzgeräusche mit seiner Zunge…
„Vielleicht rollt Kopf, vielleicht Exil im dunklen Kerker- wo es bis auf Ratten, Spinnen und Fäulnis noch gaaaaanz viel Zeit zum Nachdenken gibt, ganze Jahre…

„Oooooder“- er hält kurz inne

„Natascha, stelle sich nur vor- Verena, die Mutter des großen, rechtschaffenen, gutmütigen jungen Herzogs…“
„Aber es scheint das Interesse der Herzogin ist nicht dafür da…“
Er schüttelt wieder mit dem Kopf und schnalzt mit der Zunge…

„Hier, als der Doktor, der seinen Dienst dem Herzog verschrieben hat, gebe ich Euch dies Fläschchen mit, denn ich kann nicht gucken, wie Euer Leib vor Schmerzen zittert- es ist Medizin und es wird Euch Linderung verschaffen“

Mit diesen Worten stellt er ein kleines Reagenzglas mit einer Flüssigkeit darin, verschlossen mit einem Korkdeckel auf den Tisch, neben des Weingedecks…

Darf ich nun gehen, denn ich habe noch viel zu tun- Tatjana wird es bestätigen

Die zugeschobene Notiz wird von Raspendix kurz begutachtet, die rechte Augenbraue zieht hoch und dann wandert sein Blick wieder gleichgültig und ein wenig verstört zu Verena…

Etwa zehn Augenblicke lang schweigt er, und schaut Verena nur an.
Und es kommt ihr vor, als würde sein kalter Blick versuchen Verenas aufgebaute Schutzmauer zu durchdringen, sie bröckeln zu lassen… Schweigend starrt er sie einfach nur an.
Es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor!
Seinen Blick kannte sie, doch nun war dieser irgendwie anders - nicht wie gewöhnlich, es war da noch etwas anderes, was ihr aber doch irgendwie bekannt vorkam…

„Aaaber aber….“ - sagte er endlich: „ich bin doch nur ein kleiner Wicht, der persönlich Nacht sowie Tag und nach meinem besten Wissen und auch Gewissen, sich um das leibliche Wohl Eures Gemahls, um das Eure und um das Eues Fortbestands kümmert“ Der persönlich auserkorene Leib Doktor des Herzogs höchstpersönlich! Was denkt Ihr bloß meine Herzogin? Was habe ich davon, wenn der Herzog nicht mehr Herzog sein kann?“
Während er es sagte, veränderte sich wieder sein Blick, wurde vertrauerter, fast schon besorgter…

„Ein Angebot ist schließlich und endlich deshalb da um es ablehnen zu können“ - summte er fast schon herauß… Ihr lehnt ab? So sei es denn. Der Eyne wacht glücklicherweise über uns alle, aber er verbietet es nicht die Macht der Erkenntnis einzusetzen. Die Macht der Natur, die er selber erschaffen hat, oder? - sagt es mir? Ich habe ja nur Jahrzehnte damit verbracht, die Geheimnisse der Natur zu studieren!
Gehet doch hin zu dem Priester und lasset Euch einen Segen gegen Eure Schmerzen mitgeben!“ Was braucht ihr mich denn dafür „Miledy“? Im übrigen, wir wollen doch Alle, dass Ihr und noch wichtiger Euer Nachwuchs, der Fortbestand des Herzogs, im besten Gesundheitszustand seid, oder?“

Und wenn es zwei wunderschene Medchen sind, so sei es doch, oder?

Habt Ihr denn Schmerzen meine Teuerste? Wie kann ich sie lindern?

Raspendix tritt hinein. Auf seinem Gesicht ist ein leichtes, schelmisches, kaum erkennbares Grinsen zu entdecken… Seine Augen wirken müde, sein ganzes Gewand wenig adrett…
Es scheint, er hatte diese Nacht noch weniger Schlaf, als Verena abbekommen.

Sein Blick schweift, hält kurz inne bei dem Wein und wandert rüber zu Verena.
„Milady, Ihr wünschet?“
Dabei schaut er Verena ganz tief in ihre Augen, durchbohrt sie fast schon.
Ein kaltes Schaudern läuft ihr dabei über den Rücken…

Husch…

Verena reißt es plötzlich aus dem Schlaf…
die ersten Sonnenstrahlen brechen durch den schweren Vorhang…

War da was?
Sie sollte es sich angewöhnen, in Ihrem Gemach zu schlafen, in Ihrer jetzigen Lage…
Der Brief… er war doch vorher noch nicht da, oder?!

Auf dem Tisch lag eine eher hingekritzelte Notiz, als ein Brief, die Verenas Blick erstarren ließ…

„ist toll wieder hier zu sein
Und nun hab ich sogar einen richtigen Doctor Titel - heh, gekauft!

Was macht der selbst ernannte Wurm an meiner Stelle?

Aach und tut es wieder weh im Bauch, oh meine Herzogin“?

Mit Grißen
Doctor R.