Rûnya

In einer nicht näher bestimmbaren Schrift,

"Ein Krägelein wie ein Platzdeckchen fein,
dass muss das neue Gräfelein sein

Ein Hut so schwarz und viel zu groß,
lasst auf ihn die Hunde nun los.

Sein Gesicht ziert noch kein Flaum,
den Kindschuh´n entwachsen ist er auch kaum.

Was will er mit dem Degen lang,
weiß jeder, dass der noch nicht stechen kann.

Gürtet den Herzog mit dessen Schwert,
wussten alle, er war´s noch nicht wert.

Nun hat das Gräfelein ein Stückchen Land,
doch ist dort nur Hunger und Not bekannt.

Das Gräfelein ist hochmütig und arrogant,
und nicht für sein Benimm bekannt.

(der letzte Absatz ist kaum noch lesbar, es scheint etwas über das Papier gelaufen zu sein, was die Schrift verwischt hat)
Drum hüte dich Gräfelein und achte genau,
verärgere niemals die ein oder andere..."

Über den Worten stehen kleine Zeichen, es scheint sich wohl um eine leicht singbare und leicht zu behaltende Melodieangabe zu handeln, ein typisches Tavernenlied.

So langsam verflucht sie, dass die Regeln dieses Landes sie dazu zwingen den Gebrauch ihrer Magie massiv einzuschränken. Manche Dinge lassen sich immens vereinfachen und beschleunigen... tief durchatmen, das Augenmerk auf das Ziel richten, FREUNDLICH bleiben, ein Blick in ihre Teetasse enthüllt ihre Leichenbittermine, mit Gewalt versucht sie einen entspannten Gesichtsausdruck zur Schau zu stellen.
Vielleicht sollte sie nach den Ihrigen sehen, das Gespräch mit der Herzogin scheint zumindest vorerst beendet zu sein. Sie erhebt sich und wendet sich in Richtung der Unterkünfte. Ein paar Schritte von der Taverne entfernt fällt ihr ein kleiner zusammengefalteter Zettel aus der Tasche...

"Eure Ziele ehren Euch. Ihr werdet ein Jahr im Kloster verbringen, in der Abgeschiedenheit. Wie gedenkt Ihr diese Ziele zu erreichen? Sollte meine diplomatische Mission Erfolg haben, und es zu tragfähigen Beziehungen zwischen unseren Ländern kommen, wäre es gut zu wissen, wie wir Euch unterstützen können.",
`Wir brauchen Verbündete, wir brauchen Verbündete noch geht es uns gut genug, Gefälligkeiten auf viele Felder zu sähen, und zu hoffen, dass wenigstens auf einigen später ein Ertrag eingefahren werden kann...Wenn nicht dieses dumpfe Gefühl wäre...Soll´s doch der Rat entscheiden, finde soviel heraus wie du kannst, tu was nötig ist, jeder verfolgt seine Ziele, nicht nur du...´, sie sammelt ihre abschweifenden Gedanken.

Sie nippt vorsichtig an ihrem Tee, und schenkt dabei Tharlan einen warnenden Blick, sie hat sein Grinsen bemerkt. Bevor er sich unter ihrem Blick unbehaglich zu fühlen beginnen kann verzieht sie das Gesicht ebenfalls zu einem Grinsen.
"Ich kann euch nicht sagen, wer sich am Grab Eures Vaters zu schaffen gemacht hat, aber ich verstehe, dass Ihr deswegen beunruhigt seid. Der Wind wird die Spuren davontragen, und Ihr solltet den Gedanken daran ebenfalls mit ihm gehen lassen.", sollte es wirklich mehr damit auf sich haben, gibt es später immer noch mehr als genug Gelegenheit sich darum zu sorgen, dachte sie, "Die letzten Tage waren anstrengend für Euch, vieles ist geschehen. Einiges davon musste wohl geschehen und anderes hätte vielleicht verhindert werden können und einiges hätte verhindert werden müssen. Vielleicht lehrt Ihr mich etwas über eure Bräuche, und über Euch indem Ihr mir erzählt wie Ihr die Geschehnisse der letzten Tage einordnen würdet. Und vielleicht lasst Ihr mich an Eurer Vision, wie ihr Euch Aulauven als wiederaufgebautes Herzogtum vorstellt, teilhaben."

Rûn bestellt beim Wirt heißes Wasser, die ignoriert den abfälligen Kommentar, der zwangsläufig immer einer derartigen Bestellung folgt.
Sie setzt sich zur Herzogin, kramt in ihrer Tasche und zieht einen kleinen reich mit Perlen bestickten Beutel hervor.
"Cha?" sie überlegt "Tee??", dabei schüttet sie eine kleine Menge Pulver in den dampfenden Becher. "Dabei lässt es sich immer leichter reden, und er gibt den Gedanken Halt."

Ohne ihre Jacke fröstelt Rûn als der Wind auflebt, und immer noch hat sie das Gefühl, dass trotz allem was der kurze Tag bis jetzt gebracht hat sich ihre düstere Vorahnung noch immer nicht vollkommen enthüllt hat.
Zumindest vermisst sie immer noch schmerzlich einen Zeremonienmeister, der könnte sich mit den Sitten und Gebräuchen auseinandersetzten.
"Wir respektieren die Sitten und Gebräuche unserer Verbündeten, soweit wir sie kennen und soweit es uns möglich ist versuchen wir uns daran zu halten. Als Gesandte ist es unsere Aufgabe Wissenswertes über fremde und neue Länder zu sammeln. Ich hoffe sehr, dass wir noch viel über euer Land in Erfahrung bringen können, aber vielleicht sollten wir die Taverne aufsuchen, der Wind scheint stärker zu werden."

"Ich bedaure, leider habe ich nichts bemerkt, ist so etwas in eurem Land nicht üblich? Kein alter Brauch, den die Leute wieder aufleben haben lassen?"

Ein rascher Blick versichert Rûn, dass die Herzogin nur aus Schrecken über den Anblick des Grabes geschrien hat, ihr scheint es den Umständen nach Grims Behandlung entsprechend, gut zu gehen.
"Ihr meint sie Substanz, die um das Grab gestreut wurde?", sie kniet sich hin um das Pulver zu begutachten, "es könnte Salz sein, zumindest im Lande Drala wird es um Gräber gestreut um es Wiedergängern unmöglich zu machen aus dem Grab zu steigen und Lebende zu sich ins Grab zu ziehen, Nachzehrer werden sie deswegen auch genannt, in den meisten Ländern welche wir bereist haben zumeist nur ein Aberglaube," sie versucht ein beruhigendes Lächeln in Richtung der Herzogin, "Die Leute glauben, dass der, der das Grab des Nachts verlassen will, erst alle Körner zählen muss, sollte er dies nicht vor dem Sonnenaufgang schaffen, so muss er unverrichteter Dinge zurück ins Grab," ihr Lächeln erstarrt, "verzeiht, ich wollte die Bräuche eures Landes nicht beleidigen, in Zeiten der Not, versuchen die Menschen vieles, um mögliches, weiteres Unheil abzuwehren, ..."

Sorgfältig packt Rûn ihre letzten Belange in ihre Reisetaschen, immer noch wundert sie sich darüber, dass der Herzog ihr hinterhergerufen hat, vermutlich weiß er nicht, wie unhöflich dieses Verhalten in Gladdaugh wäre. Jemanden hinterherrufen ist etwas unter Freunden, Verbündeten oder, sie schluckt und kneift die Augen zusammen, für weit unter einem stehende, Diener. Und als Freund und Verbündete wird er sie wohl kaum ansehen...
Vermutlich sollte sie sich über darüber nicht den Kopf zerbrechen, oft genug war ihr derartiges auf ihren Reisen schon begegnet, nicht zum ersten Mal wünscht sie sich einen Zeremonienmeister mitgenommen zu haben, jenen hätte sie schicken können um die Situation aufzuklären. So müsste sie einfach vom Besten ausgehen, einfach davon ausgehen, dass der Herzog es nur aus Unwissenheit getan hat.
Ein Schrei, tief aus dem Sein eines Lebewesens, in höchster Qual reißt sie aus ihren, wie sie weiß, doch recht belanglosen Gedanken.
Sie greift ihre Tasche und läuft aus ihrer Unterkunft Richtung des Schreis...

Sie versucht sich nicht anmerken zu lassen, wie froh sie darüber ist, dass sich Grim nun der verletzten Herzogin annimmt. Sie wendet sich dem Herzog zu "Ich kann mir vorstellen wie es für einen stolzen Mann wie euch sein muss, Hilfe von Anderen, noch dazu Fremdländern anzunehmen, aber vielleicht solltet ihr euch Verbündete, Vertraute suchen, alleine werdet ihr das Meer von Sorgen und Nöten nicht auszuschöpfen vermögen, dass euch zu überrollen droht. Wir werden euch und eure Gemahlin zum Kloster begleiten, entscheidet euch bis dahin, ob ihr mir und den Meinigen die Wahrheit, und ich meine nichts als die reine Wahrheit, anvertrauen wollt.
Bitte vergesst nicht, es ist meine Pflicht mich um die Sicherheit Gladdaughs zu sorgen. Ich sehe die Not und das Leid, welches euer Heim und die Euren heimgesucht hat, und immer noch seine Spuren um euch zieht, wir werden euch helfen," sie blickt ihn fest an," wenn wir euch vertrauen können." es ist ihr anzusehen wie unbehaglich sie sich angesichts der miterlebten `Auseinandersetzung` zwischen dem Paar fühlt, sie macht auf dem Absatz kehrt und geht in Richtung ihrer Unterkunft davon.

Verdammt, sie wäre lieber unentdeckt geblieben, aber wenn Duncan Grim gesehen hat, wird er auch sie bemerkt haben. Sie setzt sich in Bewegung und eilt Grim hinterher.

Sie bedeutet Grim zu schweigen, "später" zischt sie, "kommt, wir sollten der Herzogin folgen, sie ist verletzt,... in vielerlei Hinsicht,... glaubt ihr wir können ihr ungesehen folgen?" sie deutet auf den Herzog und Duncan.

Sie war Tharlan gefolgt. Die schwangere Heilerin oder Schamanin, und die Herzogin sollten ihrer Ansicht nicht zusammen reisen, ein Gespräch am gestrigen Abend mit, ...., wie hieß sie noch gleich,....der Wahn der Herzogin auf das ungeborene Kind schien sich noch nicht gelegt zu haben,... Nun zumindest den Namen der werdenden Mutter würde sie gleich herausfinden, "Tharlan, auf ein Wort," ohne auf sie zu hören strebt er zum Wald, `irgendetwas muss er dort bemerkt haben`,
Rûn folgt ihm und wird ebenfalls Zeuge des sich bietenden Szenarios, zwar kann sie von ihrem Standort nicht alles mit anhören, doch geben sich die Beteiligten nicht die Mühe ihre Stimmen zu senken und so kann sie zumindest die wichtigsten Informationen heraushören.
Etwas, ein Blatt, wird auf die Wunde des Herzogs gelegt,.... "Wenn das letzte Blatt fällt, wenn das letzte Blatt fällt, wenn das letzte Blatt fällt,...." im Geiste hört sie ihre und Morrigans Stimme fremd und weit, ein Teil der Botschaft...
Welche Farbe, welche Farbe hat das Blatt? Bei Led, lass es kein Schwarzes sein!

Sie grinst gehässig, "Das könnte zwei Probleme auf einmal lösen, " sie erstarrt, " Bei Led, Almariel wird mir das Leben zum Hinterland machen, wenn ich ihr den Frosch nicht lebendig zurückbringe!" Sehnsüchtig blickt sie Richtung der dampfenden Kannen, "Ich werde die Meinen aus den Betten werfen und den Aufbruch vorbereiten, wir werden die Herzogin und den Herzog ebenfalls zum Kloster begleiten, ..., und im besten Fall kann ich verhindern, dass dieser Sonderling sich auf die Anderslinge stürzt..."

Wesen der Leere? WESEN DER LEERE??? Sie wurde bereits als vieles bezeichnet, aber das, sie als ein Wesen des großen Unheils zu bezeichnen,...
Zum ein wenig nervös wirkenden Tharlan, sie vergewissert sich, dass die Tür sich hinter dem Hexenjäger bereist wieder geschlossen hat," Ich frage mich ernsthaft wie so jemand in der Nacht durch den Wald laufen kann ohne den Weg zu verlieren. Ihr glaubt ihm diesen Mist doch jetzt nicht? Ein Wesen der Leere," sie bemüht sich um ein freundliches lachen, "vielleicht ein Wesen der Fülle, aber doch keins der Leere."
Sie blickt Tharlan fragend an.

Rûns Stimme wird ungewohnt weich, ihr Blick richtet sich auf einen weit entfernten Ort, "Die Menschen werden erst klüger, wenn eine Gefahr auf sie zukommt, von der sie wissen, dass jeder Einzelne zählt sie abzuwehren, jeder, mag er auch noch so unwichtig und noch so wenig für die Gemeinschaft beigetragen haben das Zünglein an der Wage sein kann, welches entscheidet ob alles Leben erhalten bleibt, oder ob alles was einem lieb und teuer ist überrannt wird, von einem Übel, das ich nicht in Worte fassen mag. Und dann werden wir alle allein an unserem Beitrag, welchen wir zu dieser fernen Stunde leisten gemessen..."

"Stimmt, immerhin ist noch nichts "rausgekommen", sie beugt sich etwas weiter zu Grim, "wenn ihr mich fragt ist es nicht nur barbarisch, sondern geradezu dumm in dieser Situation Leute zum Tode zu verurteilen, und dieses Urteil zu vollstrecken. Sühne wäre für jene welche Schuld auf sich geladen haben und für die hier in Not leben sinnvoller gewesen. Und die Frage wer das arme Mädchen losgeschickt haben mag, habe ich mir auch bereist gestellt. Wisst ihr noch wer sie gestern nach der Befragung mit sich genommen hat?"

Rûn schenkt Grim ein ehrliches und freundliches Lachen, "Ich habe gehofft es würde ein guter Morgen werden, aber wie ihr sicher bemerkt habt wurde weder der ´seltsame´ Schrein hinter unseren Unterkünften entfernt, noch hat sich jemand erbarmt den Leichnam des armen Burschen zu bestatten", sie ist sich nicht genau sicher, aber sie glaubt sich zu erinnern, dass Grim nach der Verhandlung versuchte den Inquisitor dazu zu bewegen das Todesurteil abzuwenden. "Ihr habt vom Schicksal der kleinen Emeli gehört? Dieser Neuankömmling", sie nickt in die Richtung des Hexenjägers, "hat sie gefunden, vielleicht besitzt er die Freundlichkeit uns näheres zu veraten?"

"Was wisst ihr über ihren Mörder, meint ihr er hat ihr aufgelauert?", sie lässt ihren Blick über den Hexenjäger wandern, "und was meint ihr mit diesem Dienst den ihr dem Mädchen erwiesen habt?"

`Sieh an, sieh an, zumindest lässt sich dieser dazu herab mir zu antworten`, denkt sie bei sich. "Ich bedaure, dass dieses junge Ding ihr Leben lassen musste, vor allem nachdem was ihr Menschen bereits antaten, hätte sie es verdient den Rest ihres Lebens in Ruhe und Frieden zu verbringen. Ihr konntet ihr nicht mehr helfen als ihr sie fandet?"